Donnerstag 19. Februar 2015 // Kino: HFBK “Aufruhr und Lärm” mit David Wallraf & Benjamin Sprick (Vortrag)
Einlass 20.00 Uhr // Beginn 20.30 Uhr
Musik ist seit ihren Anfängen immer wieder in enge Beziehungen mit Bereichen des Politi-schen eingetreten. Sie wurde im historischen Verlauf sowohl zum Machtinstrument herr-schender Ideologien, als auch zum Vorboten und Vehikel sozialer Umbrüche und gesell-schaftlicher Veränderung. Aus dieser Perspektive betrachtet erscheint Musik als zutiefst ge-spaltenes Medium: auf der einen Seite dient sie der Repräsentation und Legitimation gesell-schaftlicher Herrschaft, auf der anderen Seite ist sie eine von revolutionärem Elan durch-drungene ästhetische Kraft.
Diese Paradoxie lässt sich am Begriff der permanenten Modulation verdeutlichen, der Gilles Deleuze zufolge dazu geeignet ist, um aktuelle, von ihm als kontrollgesellschaftlich bezeich-nete soziale Regelungstechniken zu charakterisieren. Die im Konzept der Modulation ange-legte Überschneidung von musikalischer Terminologie und politischer Theorie lässt sich an-hand von musikalischen Mikrogenres vertiefend diskutieren, die unter der Bezeichnung Noi-se zusammengefasst werden. Noise impliziert als Begriff die Bedeutungen von Aufruhr und Lärm, als ästhetische Praxis setzt es mit Rauschen und Störung zentrale Konzepte der Kyber-netik und Informationstheorie in Szene.
Die Veranstaltung geht von Forschungsergebnissen eines Seminars aus, das unter gleichem Titel seit 2013 regelmäßig an der HFBK stattfindet.