Buch: DAS ENDE DER ENTHALTSAMKEIT – Über Bars, Cocktails, Selbstermächtigung und die Schönheit des Niedergangs

 

 

Mit literarischen Ergüssen von

HEINZ STRUNK «Trinker vs. Abstinenzler – Gut gegen Böse»
GEORG SEESSLEN «Zwei Bier»
ROGER BEHRENS «Alkohol»
HERMANN L. GREMLIZA «Ausgekocht»
ROBERTO OHRT «In der Rue Descartes trinken, in der Rue Sauvage betrunken»
OLIVER HARALD BULAS «DISSONANZEN»
DIRK VON LOWTZOW «Ich will für dich nüchtern bleiben»
OLINE BRANDES «Die Testperson»
TINO HANEKAMP «Selbstversuch ohne Saufen»
ARMIN CHODZINSKI «Fuck off you dirty fucker»
HANS STÜTZER «Gabe Gottes»
XENOBIA VON FORTAILLE «Gastbeitrag»
DENNIS POSER «Gestern und Heute – Ein Hedonismusvergleich»
NIS-MOMME STOCKMANN «Prismakatapult – Lord der Einhörner»
CLEMENS HELL «Schämen»
FAHIM AMIR «Eingelegt – Tiere und Alkohol»
KERSTIN STAKEMEIER «Härten – Bildnis einer Trinkerin zwischen Betrunkenen»
THOMAS EBERMANN «Was Herbert Marcuse Ihnen mitzuteilen hätte, verkehrten tatsächlich Hedonisten im Golem»
JENS RACHUT «299700 Bibeln»
PHILIPP MEIER VON ROUDEN «Nachtmenagerie»
GREGOR KATZENBERG «Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer»
ANSELM VON WEGEN «7 Zirkel des Golem»
ALVARO RODRIGO PIÑA OTEY «Ausstattung und Einrichtung des heimischen Saufkabinetts»
sowie diverse Rezepte aus der Giftküche des Golem.

Illustrationen von JESSICA BROSCHEIT, THOMAS BALDISCHWYLER und SUSE BAUER.

Herausgegeben von ANSELM LENZ & ALVARO RODRIGO PIÑA OTEY

Edition Nautilus
ISBN 978-3-89401-774-3

 

 

Hochverehrter Leser, umgarnte Leserin!

Wenn wir Sie nun in die 7 Zirkel des Golem einführen, so möchten wir darauf hinweisen, dass wir nicht gewillt sind, Ihr Leben zu zerstören. Dafür wären Sie, sofern willens und in der Lage, schon selber zuständig. Wir können Ihnen lediglich dabei behilflich sein, etwas von jenem Odeur der Selbstermächtigung zu schnuppern, das uns dazu bewogen hat, uns und unsere Freunde in die unwägbare Praxis eines Ladenlokals zu stürzen, dessen Geschäftsgrundlage im Wesentlichen im Ausschank gekonnt zusammengemischter Spirituosen liegt. (Obschon das eine oder andere Geheimnis in unseren nach außen unsichtbaren Gemächern versteckt sein mag.)

Nun, viele Publikationen mögen sich dem Alkohol widmen. Weitaus bessere als die nun angepriesene, sogar noch schlechtere sind wohl darunter zu finden. Kein Wunder, denn seit Jahrtausenden, so sagt man, sei der Geist vergorener Früchte, Kräuter und Getreide das erste Merkmal sesshafter Kulturen. Ein Tor also, wer die Prohibition fordert! Will er uns zu unzivilisierten Jägerinnen und Sammlern machen, uns durch Wälder und Wiesen scheuchen, durch die abgestandenen Wasser deutscher Seelen waten sehen, wo uns doch nur Elend und Trauer auf der endlosen Wanderung in unser aller Grab erwarten? – Nein, danke.

Vielmehr: Ist es nicht der Rausch, der kulturelle Höchstleistungen, allen Fortschritt und dazu die Liebe zuerst ermöglicht und bedingt? Was wären wir ohne den magischen Zaubertrank, der, zumindest fur einen heidnischen Moment, geeignet ist, uns der rationalen Authentizität unserer beknackten, unbefriedigenden und letztlich doch auch immer nutzlosen Tätigkeiten zu entheben?

Der aufgeklärte Mensch ahnt es, selbst wenn er sich nicht danach zu leben traut: Alles Streben für Anstand, Wohlstand, Staat und Kirche ist eine vielgestaltige Anzahl sublimer Kompromisse, deren Schmerz kaum zu ertragen ist. Jedes Gipfelkreuz wird noch von den kalten Winden der Ewigkeit abgeräumt, keine Pyramide das Mäandern der Tektonik überdauern, kein König mehr König sein, wenn niemand mehr so tut als ob.

Der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit, Sie ahnen es. Oder besser, Sie werden es ahnen, wenn wir Ihnen in 7 Zirkeln vom ungangbaren Gang zur vollkommenen Selbstermächtigung erzählen. Geschätzte Autorinnen und Autoren stehen uns dabei freundlich zur Seite, edle Künder von einer anderen Welt, und wenn es nur die andere Seite des Bartresens ist.

Dieses Buch will als virulente Klolektüre verstanden werden, im besten Falle noch als Vademecum für Fragen abgehobener und in Schönheit bruchgelandeter Saufkultur. Jeder Text strahlt in seinem eigenen Licht, jeder Autor hat einen eigenen Geruch.

Diese Anthologie, für die wir einige Damen und Herren unseres gesteigerten Interesses um magische Formeln, Selbsterfahrungsberichte und Pamphlete für «Das Ende der Enthaltsamkeit» baten, sollte nicht in einer Sitzung gelesen werden. Von den Steilwänden des Geistes darf sich einzeln und genussvoll abgeseilt werden. Es braucht etwas Zeit!

Ergänzt wird dieser Abstieg durch einen Appendix, mit dem wir Sie mit probatem Wissen auszustatten trachten, das es Ihnen und Ihren Kindern erlauben sollte, die Welt in Ihr persönliches Nirwana zu verwandeln. Ab dem Sechsten Zirkel gibt es kein Zurück.

So dürfen wir Sie also in aller Bescheidenheit und außer der Reihe auf unsere Buchveröffentlichung hinweisen, «DAS ENDE DER ENTHALTSAMKEIT». Denn in einem Akt der Nächstenliebe sprach uns die von uns durchaus sehr geschätzte Édition Nautilus auf unsere allwöchentlichen im Vollsuff verfaßten Newsletter und sonstige ersponnenen, halbseidenen und abgehangenen Exegesen an, und fragte, ob eben daraus nicht ein Buch zu kompilieren sei? Man wolle es dann verlegen.

Da wir aber auch mal daran interessiert sind, was Andere über gesteigerte Feierlust und gekonnten Drogengebrauch schreiben, fragten wir kurzerhand den Pöbel, der bei uns Woche für Woche an der Bar abhängt, musiziert und lustwandelt, ob man nicht bereit sei, ein paar Zeilen beizutragen. Dabei kam nach einem Jahr jene göttliche Chimäre heraus, die wir Ihnen nun fein illustriert, verkleidet in sattschwarzes Princess-Leinen, mit Goldprägung, aufwendigst gestaltet und in päpstliches Ornat gewickelt vorlegen!

Die 267 Pergamentseiten werden in diesem Moment mit dem Blut der Herausgeber bedruckt und anschließend abwechselnd in Whiskey-Sour, Albermarle Collins und Champagner geschwenkt. Das Produkt dieser freudvollen Prozedur fällt soeben aus den französischen Druckmaschinen und wird ab 28. Februar im Buchhandel und im Golem zu beziehen sein.

Wir möchten uns an dieser Stelle gestatten, darauf hinzuwirken, daß Sie wenn möglich den Online-Buchhandel namens Amazon tunlichst aussparen mögen, und stattdessen einen Buchhandel mit Ladenpräsenz aufsuchen, wenn Sie ein Buch kaufen möchten. Denn Büchereien als oftmals letzten Horten der Zivilisation in schweren Zeiten des hirnlosesten Wirtschaftswachstums, der eingebildetsten Krisen, der furchterregendsten Kriegslüste und des plumpesten Ungeistes aller Zeiten fühlen wir uns naturgemäß verbunden. Auch wenn man uns das zwischen Freitagabend und Sonntagmorgen nicht immer ansehen mag.
Und es sollte nicht auch nicht immer der gestärkt werden, der sich am brutalsten gegen alle anderen durchzusetzen vermag. Warum auch?

Unser Werk kostet den angesichts der Ausstattung, Inhaltes und damit verbundenen Aufwandes fast schon romantisch-idealistisch anmutende € 19,90. In Österreich allerdings € 20,50. Die Ösis wissen schon, warum.

Nehmen Sie gern die Möglichkeit der Vorbestellung in der Bücherei Ihres Vetrauens wahr – oder bei uns in der ‹Taverne des Urvertrauens. Die erste Auflage ist begrenzt.

Gern benützen wir diesen Anlaß, unsere Gäste, Freunde, Feinde, Leser, Katzen und Hunde, und jemanden, der nach einer überstandenen schweren Prüfung erst neu in Ihr Leben treten wird, erneut unserer herausragenden Hochachtung zu versichern!

Die Golems