Monatsarchiv für November 2013

 
 

Sonntag, 1. Dezember 2013 // Die Untüchtigen vs. Konkret – Über Leichen – Die deutsch-europäische Flüchtlingspolitik

Europa rüstet auf im Krieg gegen Menschen, die auf ihrer Flucht aus lebensgefährlichen Verhältnissen mit dem Tod rechnen müssen. Die Leichen auf dem Grund und an den Ufern des Mittelmeers gelten den zutiefst betroffenen Verantwortlichen in der EU in Wahrheit als das kleinere Übel. Flüchtlinge, die trotz aller Vorsichtsmaßnahmen noch lebend an den Rändern Europas stranden, sind dem bewaffneten Arm der Staatsapparate und dem Zugriff der Behörden ausgeliefert; sie werden kaserniert oder abgeschoben. Daß es in Deutschland und dem Rest Europas kein rettendes Ufer mehr gibt, erfahren auch die 300 Flüchtlinge, die es nach Lampedusa und von dort nach Hamburg geschafft haben. Daß sie ihre Flucht überlebten, verzeiht ihnen die Hamburger SPD nicht.

Über die Festung Europa, die deutsche Asylpolitik und die Situation von Geflüchteten in Hamburg diskutieren Matthias Monroy, KONKRET-Autor, Björn Stehn, Anwalt für Asylrecht, und ein Sprecher der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“.

Präsentation 37: Maximilian Marcoll

Maximilian Marcoll (*1981) studierte Schlagzeug, instrumentale und elektronische Komposition in Lübeck und Essen. In seiner Werkreihe “Compounds” (seit 2008) beschäftigt er sich mit der Transkription konkreter, meist aus dem persönlichen Alltag stammender Klänge und der Verbindung von Klangverläufen zu einem stückunabhängigen Material-Netzwerk. Teil der kompositorischen Arbeit ist auch die Entwicklung von Software, 2010 erfolgte die Veröffentlichung des Editors “quince”. Er lehrt in Düsseldorf und Berlin.

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PRÄSENTATION – Positionen aktueller Musik. Präsentationen ist eine Vortragsreihe des VAMH zu verschiedenen Positionen aktueller Musik. Der Eintritt ist frei. Videos von den Präsentationen sind wenige Tage danach im Netz: www.vamh.de
Die Reihe „Präsentationen“ wird gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg.

www.vamh.de

13. November 2013 // EL- Kino: Die Eigenen Möbel – Die Fädenfilme der bildenden Künstlerin Suse Itzel.

Im Anschluss an die Kinovorstellung lädt unsere wunderbare Soundfrau Nikae zum musikalischen Dialog. Etwas frivol, etwas eigen, etwas mystisch.

Die Untüchtigen – HANNES HEER: Von Richard Wagner zu Adolf Hitler – Antisemitische Ideologie und Praxis bei den Bayreuther Festspielen 1876 bis 1944.

Mitschnitt des Vortrag aus dem GOLEM im Rahmen der Reihe “Die Untüchtigen” vom 15. Dezember 2013. Wir bitten die durch einen Aufnahmefehler verursachte klägliche Qualität zu entschuldigen.

„Das Kunstwerk der Zukunft“, dem Richard Wagner in seinen Musik-Dramen im abgelegenen Bayreuth eine spektakuläre Bühne erschuf, wollte eine neue Ästhetik und war zugleich eine Kriegserklärung an die durch die politische und industrielle Revolution im 18. und 19. Jahrhundert entstandene Welt der Moderne. Als deren Verkörperung galt Wagner „der Jude“, den er als den „geborenen Feind der reinen Menschheit und alles Edlen in ihr“ ansah. Diese angeblich vom „Juden“ geschaffene Welt der Politik, der Unfähigkeit zur Liebe, der Kulturlosigkeit, der Tücke, des Geldes, des Nihilismus ließ er in Figuren wie Beckmesser, Mime, Alberich, Hagen, Kundry und Klingsor Bühnenwirklichkeit werden – alles „Judenkarikaturen“ (Theodor W. Adorno), denen die „deutschen“ Helden Sachs, Siegfried, Brünnhilde und Parsifal entgegengestellt wurden. In seinen antisemitischen Pamphleten attackierte er das Judentum als „den Dämon des Verfalls der Menschheit“ und propagierte dessen „gewaltsame Auswerfung“, das heißt – die „Ausweisung“.
Nach dem Tod des „Meisters“ erbte Cosima Wagner mit den Festspielen auch dessen antagonistische Bühnenwelt. Sie machte aus dem Erbe kein Mausoleum, sondern ein politisches Instrument: Die Inszenierung der Meistersinger 1888 war die erste geplante „judenfreie“ Aufführung in der deutschen Theatergeschichte. In der Folge wurden „jüdische“ Künstler nur eingeladen, wenn keine „deutschen“ zur Verfügung standen und dann nur für die kleinen Rollen oder für die „Judenkarikaturen“.
Ihr Sohn und Nachfolger Siegfried Wagner hat diese antisemitische Besetzungspolitik ab 1908 übernommen. Und er hat unter Anleitung seines Schwagers Houston Stewart Chamberlain, dem Begründer des modernen Rassenantisemitismus, das Feld der antisemitisch-deutschnationalen Tagespolitik betreten: 1916 wurden er und Chamberlain Mitglieder des „Alldeutschen Verbandes“, der rechtsextremen Denkfabrik des Kaiserreichs. 1917 wurde die ganze Familie Mitglied der für den Endsieg eintretenden „Vaterlandspartei“. Und 1923 traten die Angehörigen des Wagner-Clans, nach dem ersten Besuch Hitlers in Wahnfried, in die NSDAP ein. Siegfried duzte von da an den „Führer“ und Winifred verliebte sich in ihn. Dass die Festspiele ab 1933 endgültig zu „Hitlers Hoftheater“ (Thomas Mann) wurden, war also kein Zufall.

Hannes Heer:
Geboren 1941. 1980 bis 1985 Dramaturg und Regisseur am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. 1993 bis 2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung und Leiter des Ausstellungsprojektes „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“. Zahlreiche Publikationen zur Geschichte von Nationalsozialismus, Krieg und Nachkriegserinnerung. Lebt als Historiker, Publizist und Ausstellungsmacher in Hamburg.

Mittwoch, 13. November 2013 // Film & Diskussion: The Very Heart Of Istanbul – Über die aktuelle Biennale in Istanbul

20.00 Uhr bis 21.30 Uhr im Golem-Kino

“The Very Heart Of Istanbul”, 2010, 35:00 Min.
In ihrer Videoarbeit aus dem Jahr 2010 untersuchen Nuray Demir und Marius Ertelt Prozesse sozialer In – und Exklusion im Konfliktfeld der urbanen Transformation des Istanbuler Stadtteils Tarlabasi.

Anschließend Gespräch mit Christoph Schäfer über die aktuelle Biennale in Istanbul.

Beginn einer losen, von Michaela Melián und Studierenden der HfbK verantworteten Reihe

Mittwoch, 11. Dezemeber 2013 // Buchvorstellung DEPECHE MODE MONUMENT. 33 Jahre Popgeschichte anhand einer Band. Musik: KANN DENN LIEBE SYNTHIE SEIN?

20.00 Uhr

Depeche Mode sind mit 100 Millionen verkauften Platten, ausverkauften Touren und einer außergewöhnlichen Fancommunity eine der erfolgreichsten Bands weltweit und pflegen dennoch ihre Indie-Wurzeln aus den Kindertagen von Punk und New Wave. Das Buch Depeche Mode MONUMENT aus dem Blumenbar Verlag zeigt die seit mehr als drei Jahrzehnten andauernde Erfolgsgeschichte und die popkulturelle Bedeutung der Band: Die komplette Diskografie, über 2.000 Fotos, seltene Tonträger, ausgefallenes Promomaterial der Plattenfirmen, Interviews sowie detaillierte Beschreibungen der vielfältigen Fanszene in Ost und West. 33 Jahre Popgeschichte und Jugendkultur anhand einer Band.

Besonders die Liebe, welche die Fans in der DDR der Band entgegenbrachten, sucht bis heute seinesgleichen. Nirgendwo auf der Welt gab es so viele Doubles der Depeche-Mode-Mitglieder. Denn wenn man sich schon keine Platten und Poster kaufen konnte, wollte man doch allen zeigen, zu welcher Band man gehörte. Depeche Mode lieferten den Soundtrack für eine Jugend jenseits des DDR-Alltags – zuerst nur in den Köpfen und Nischen, ab 1989 dann auch in der Realität.

In der Veranstaltung geht es um die popkulturelle Bedeutung von Depeche Mode und ihrer Entstehung aus der Independent-Bewegung der frühen 80er. Denn diesen DIY-Geist von Band und Mute-Label griffen frühzeitig auch die Fans auf und machten die Depeche Mode schnell zu mehr als die Summe der einzelnen Teile. Freut euch auf einen Abend voller Geschichten über Band und Fankultur in Ost und West mit jeder Menge Fotos und Objekten. Eingerahmt wird die Veranstaltung durch an den Turntables.

Autor Sascha Lange forscht sein Jahren zu Jugendkulturen im 20. Jahrhundert und hat dazu bereits diverse Bücher veröffentlicht.

Freitag, 22. November 2013 // DEAR präsentiert The Black Madonna

The Black Madonna (Smart Bar, Chicago)
DJ Clap (DEAR)
Elin (DEAR)


Samstag, 23. November 2013 // JAZZ & THE EDGE OF THE PLATE mit THE LOW END, CURIOUS CASE und THE THING

JAZZ & THE EDGE OF THE PLATE

Einlass: 19 Uhr | Beginn: 20 Uhr | Ende: 22 Uhr

Wenn es draußen kalt wird, blühen nur die wilden und mutigen Pflanzen. Im Falle des JAZZ & THE EDGE OF THE PLATE-Festivals faltet sich die Blüte wieder gleich an zwei Tagen auseinander. Freier Jazz! Improvisierte Musik! Funkelnde Randbereiche! 2012 haben wir den Topf das erste Mal gegossen und herauskam eine zweitägige Plattform für freie und improvisierte Musik. Neben dem letztjährigen Line-up mit dem DHONAU DABROCK DUO, SVEN KACIREK, TISCH 5, dem ENSEMBLE DU VERRE, HOSHO und SZSCH, haben wir uns insbesondere über die nicht ausgewiesenen Jazz Fans gefreut, die den Laden an beiden Tagen voll gemacht haben.

Weil deshalb nichts, aber absolut gar nichts, dagegen sprach, machen wir den Topf auch dieses Jahr warm. Die Anliegen bleiben die gleichen: Abbau von Schwellenängsten, neue Möglichkeiten Jazz in Hamburg zu präsentieren und, im Rahmen unserer Möglichkeiten, den aktuellen Entwicklungen (u.a. Schließung des BIRDLANDs), entgegen zu wirken. Am 22. und 23. November hält das Golem seine Bühne für eine Mischung aus ortsansässigen und internationalen Künstlern bereit und es gibt gleich sechs gute Gründe die Tür aufzumachen:

THE LOW END (Hamburg): Heinz-Erich Gödecke und John Hughes. Posaune, Tibetisches Horn, Didgeridoo und Kontrabass. Zwei mal Bassinstrumente im Kontrapunkt. Harmonie und Dissonanz mit eigenen Kompositionen und freier Improvisation. Tiefe (nicht nur im Bassregister).

CURIOUS CASE (Hamburg): Moderner Jazz, Hard- wie Bebop, um die Saxophonistin Anna-Lena Schnabel. Die spielt in mehr Bands als sie Finger hat. Hat diverse Preise für ihr Spiel im Schrank, und die Darmstädter internationalen Ferienkurse für Neue Musik absolviert. Ihr Instrument hat sie schon in China, Australien, Polen, Frankreich, Russland, Ungarn und der Türkei aus dem Koffer geholt.

THE THING (Schweden): Gustafsson, Paal and Ingebrigt stellen ihre neue Platte “Boot” vor, die sie auf ihren neugegründeten Label herausbringen. Die Norweger/Schweden sind an Intensität schwer zu toppen und haben im letzten Jahr mit einer Kollaboration mit NENEH CHERRY unter dem Namen THE CHERRY THING begeistert, Gustafsson in diesem Jahr mit seinem FIRE! ORCHESTRA.

Eintritt: 10/16€ (kein VVK)

Mit freundlicher Unterstützung vom Bezirksamt Altona, Elbjazz Club, Groove City und Jazzbüro Hamburg e.V.

Freitag, 22. November 2013 // JAZZ & THE EDGE OF THE PLATE mit TUMORCHESTER, REINCKE/HUGHES/POPPLE und MASSOUD GODEMANN TRIO

JAZZ & THE EDGE OF THE PLATE

Einlass: 19 Uhr | Beginn: 20 Uhr | Ende: 22 Uhr

Wenn es draußen kalt wird, blühen nur die wilden und mutigen Pflanzen. Im Falle des JAZZ & THE EDGE OF THE PLATE-Festivals faltet sich die Blüte wieder gleich an zwei Tagen auseinander. Freier Jazz! Improvisierte Musik! Funkelnde Randbereiche! 2012 haben wir den Topf das erste Mal gegossen und herauskam eine zweitägige Plattform für freie und improvisierte Musik. Neben dem letztjährigen Line-up mit dem DHONAU DABROCK DUO, SVEN KACIREK, TISCH 5, dem ENSEMBLE DU VERRE, HOSHO und SZSCH, haben wir uns insbesondere über die nicht ausgewiesenen Jazz Fans gefreut, die den Laden an beiden Tagen voll gemacht haben.

Weil deshalb nichts, aber absolut gar nichts, dagegen sprach, machen wir den Topf auch dieses Jahr warm. Die Anliegen bleiben die gleichen: Abbau von Schwellenängsten, neue Möglichkeiten Jazz in Hamburg zu präsentieren und, im Rahmen unserer Möglichkeiten, den aktuellen Entwicklungen (u.a. Schließung des BIRDLANDs), entgegen zu wirken. Am 22. und 23. November hält das Golem seine Bühne für eine Mischung aus ortsansässigen und internationalen Künstlern bereit und es gibt gleich sechs gute Gründe die Tür aufzumachen:

TUMORCHESTER (Hamburg): Das experimentelle Quintett (zwei Geigen, ein Saxophon, Bass und Schlagzeug), mit den Elementarteilchen Jazz, Punk, Irgendwie-Rock und Noise.
Ihre aktuelle Platte haben sie “Melodien für Selbstabholer“ getauft.

REINCKE/HUGHES/POPPLE (Hamburg): Das Trio, auf Bariton- und Sophransaxophon, Bassklarinette und Schlagzeug verteilt, widmet sich in seinem Set dem lebendig-halten der Kompositionen von The Trio. Einer Band, die zu besseren Zeiten als selbstständigste europäische Band überhaupt galt und die merkwürdigerweise und aus schreiender Ungerechtigkeit in Vergessenheit geraten ist.

MASSOUD GODEMANN TRIO (Hamburg): Wer ein Konzert von Massoud Godemann besucht, wird überwältigt
sein, wie bedacht und auch immer neu gedacht die Musik des Gitarrenvirtuosen daher kommt. Dieser Jazz ist frisch und lebendig, und möchte jenseits vorgegebener Gewissheiten erfahren werden.

Eintritt: 10/16€ (kein VVK)

Mit freundlicher Unterstützung vom Bezirksamt Altona, Elbjazz Club, Groove City und Jazzbüro Hamburg e.V.

Samstag, 29. März 2014 // Schaustelle Golem: Tag- und Nachtgedanken einer 100jährigen von und mit Melina von Gagern

Beginn 20:15, Einlass ab 20 Uhr. Dauer: ca. 1h. Eintritt: 5€.

„Ich habe es gut hier im Sessel und mache meine Gedankenwanderungen. Da gibt es viele Erinnerungswege. Ich liebe dieses Gedankenwandern. Ahoi! Also! Jetzt wandere ich los! „Ahoi!“ Der Stift, mit dem ich schreibe ist gut. Aber für meine altersgeschwächten Augen etwas schwer zu lesen Also denn!! Ahoi! Ich wandere los!!“

Als Ursula Passier im Sommer 2012 im Alter von 102 Jahren verstirbt, hinterlässt sie in ihrer Wohnung in Berlin Halensee unzählige Zettel und Notizen aus den letzten Jahren. In ihnen hält sie die Zeit fest, kommuniziert mit verstorbenen Liebenden und schwingt den Stift wehrhaft gegen Störer wie Nachbarn, Pflegepersonal und Anrufer. Sie berichtet von Einsamkeit, Schlaflosigkeit, Langeweile und das nahende Ende des Lebens. Dazu streift sie immer wieder in die Vergangenheit, ihren zweijährigen Aufenthalt in Afrika in den frühen dreißiger Jahren und in ihre Kindheit.

Aus den letzten Gedanken ihrer Großmutter hat Melina von Gagern einen fragilen, ernsthaften und intimen Abend gestaltet, den wir am Samstag, den 29. März 2014 um 20:15 Uhr im Golem zeigen.