Freitag, 29. November 2013 // Free VLANd: HENRI CHOPIN UND DIE REVUE OU – Vortrag mit Ton- und Bildbeispielen von Marc Matter

20 Uhr – Eintritt frei

HENRI CHOPIN UND DIE REVUE OU

Der französische Lautpoet und Verleger Henri Chopin (1922-2008) war ein Pionier der von ihm so genannten ‘Poesie Sonore’ (Lautdichtung unter Einsatz moderner Technik wie Tonbandgerät und Studiotechnik), und Initiant und Herausgeber der REVUE OU (von 1964 bis 1974) – einer aufwendigen multimedialen Künstlerpublikation, in der sich Impulse des Dadaismus, des Ultra-Lettrismus und der Konkreten Kunst zu einer einflussreichen, aber bisher wenig aufgearbeiteten Epoche der experimentellen Nachkriegskunst bündelten. Ausserdem erschienen in seinem kleinen Verlag “Collection OU” z.b. die Erstausgabe von W.S. Burroughs “Electronic Revolution” oder Dokumente des Dadaisten Raoul Hausmann.

Die REVUE OU und die daran beteiligten KünstlerInnen (z.b. die Beat-Literaten Brion Gysin und William S. Burroughs, Lautpoeten wie Bob Cobbing, Paul de Vree oder Bernhard Heidsieck, der Fluxus Künstler Ben Vautier, die Klangkünstlerin Anna Lockwood, Bildende Künstler wie Michel Seuphor, Jiri Kolar oder Man Ray, der Verleger und Graphiker Hansjörg Meyer usw.) entwickelten eine eigene Sprache der Abstraktion, die sich in den unterschiedlichsten Medien entfaltete, welche die REVUE OU in Form eines meist aufwendig gestalteten Mappenwerks plus beiliegender Schallplatte in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen abzubilden versuchte: die einzelnen Ausgaben wirken wie Wündertüten, in welcher neben losen Blättern, Postern, grossformatigen Siebdrucken, Faltgedichten, Papierbasteleien, Grafischen Partituren, polemischen Essays, Reliefbildern, abstrakten Schreibmaschinengedichten, typographischen Collagen und sogar dreidimensionalen Objekten jeweils auch eine Schallplatte mit Klang-Experimententen, Lautpoesie und experimentellen Sprechtexten enthalten war.

Die REVUE OU war ein eigenwilliges und künstlerisches Publikationsprojekt “zum Sehen, zum Lesen und zum Hören”, wie im Inhaltsverzeichnis einiger Nummern zu lesen war. Henri Chopin stellte damit eine Plattform bereit für eine ‘Poesie eclatante’ – einer aufplatzenden, explodierenden Dichtung.

Marc Matter ist Teil des Künstlerkollektivs Institut für Feinmotorik und Dozent für Musik&Text am Institut für Musik und Medien in Düsseldorf. Den Oktober verbrachte er an der Yale Universität (USA), um dort den Nachlass von Henri Chopin zu studieren.

Abbildung aus der REVUE OU