Monatsarchiv für April 2013

 
 

02. Mai 2013 // ANDRE SORGENFREI

Andre Sorgenfrei, Gesandter des wohlbekannten Schallplattengeschäfts Zardoz, spielt erlesene Musik aus seiner Sammlung.

11. Mai 2013 // THE FUTURE AFTER THE END mit FURESSHU/ESOTERIC und YØR

10. Mai 2013 // Bar & Krypta: DEAR meets ROBERT JOHNSON – The Lifesaver Tour

Zum zweiten Mal trifft DEAR im Golem auf den Offenbacher Club Robert Johnson.
Gefeiert wird das Release der ‘Lifesaver’ Compilation, die der Club anlässlich seines 14. Geburtstags soeben veröffentlicht hat.

www.dear-music.com
www.robert-johnson.de

9. MAI 2013 // Krypta: SUB LUNS SOUNDSYSTEM – DJ HANK & DJ LITTLE SEB

23.00 Uhr

Dies schreibt der Veranstalter:
Heute scheint die grün-gelb-rote Sonne auch in die Krypta hinunter.
Little Seb (London) und Hank (Berlin) vom Sub Luns Soundsystem bringen
die Musik von Prince Buster, Derrick Morgan, Althea & Donna, Millie,
Reggae Play und Queen Ifrica und Love, Peace & Happiness zurück.

50 Jahre Jamaikanische Musik-Geschichte, also schweren Ska,
wunderschönen Rocksteady, Roots, Dub, Dancehall, Ragga, Cod und
Dubstep. Und nicht wenige werden sich ausserdem über einige Seitenhiebe in
Richtung Powerpop und Punk freuen.

Put on your dancing boots, bring your flags and share the love!

Anlässlich der Ausstellungseröffnung von Hank Schmidt in der Beek
am gleichen Abend bei Niklas Schechinger Fine Art 19h – 23h.

EIN BISSCHEN FRIEDEN
Hank Schmidt in der Beek
10. Mai – 8. Juni 2013

Eröffnung: Donnerstag, 9. Mai von 19 – 22 Uhr

Niklas Schechinger Fine Art
Trommelstr.7
20359 Hamburg

Zur Ausstellung EIN BISSCHEN FRIEDEN:

1982 gewann Nicole mit einem bis heute ungebrochenen Punktedurchschnitt-Rekord
den Eurovision Song Contest im nordenglischen Kurort Harrogate.
Sie singt:

Ein bisschen Frieden, ein bisschen Sonne
Für diese Erde, auf der wir wohnen.
Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freude,
Ein bisschen Wärme, das wünsch ich mir.

Ich weiß, meine Lieder, die ändern nicht viel,
Ich bin nur ein Mädchen, das singt, was es fühlt.

Diese Verse im Ohr könnte die Betrachtung meiner EIN BISSCHEN FRIEDEN-Bilder
tatsächlich den Vergleich nahelegen: Hank Schmidt in der Beek – der Nicole der Malerei.

Andererseits dürfen wir aber nicht außer Acht lassen, dass das, was der
Fließband-Schlager-Texter Bernd Meinunger da für die Nicole geschrieben hat, ein
Missverständnis ist, wie es katastrophaler nicht sein könnte:
Dass trotz Nicoles Rekord-Sieg in Harrogate auf dieser Erde, auf der wir wohnen, noch
immer ein spektakulärer Mangel an einem bisschen Frieden herrscht, liegt an allem
anderen als daran, dass die Nicole nur ein Mädchen ist, das singt was es fühlt.
Und selbst wenn Nicoles Lieder tatsächlich nicht viel ändern, woher sollte dies
ausgerechnet das Mädchen selbst wissen, und was wäre die Schlussfolgerung aus diesem
fatalen Wissen?
Jedenfalls nicht, was Meinunger und sein Kollege Ralf Siegel das Mädchen im letzten Part
seines Songs aus vollem Herzen und mit ganzer Kraft singen lassen:

Sing mit mir ein kleines Lied,
Dass die Welt im Frieden lebt!
Sing mit mir ein kleines Lied,
Dass die Welt im Frieden lebt!

Diese vier Zeilen sind kein Missverständnis, und mit ihnen kommen wir auch meinen Bildern
noch ein bisschen näher. Ob diese am Ende des Tages viel ändern werden oder wenig, das
weiß der Junge, der sie malt zum Glück nicht.
Mein Vertrauen in sie ist aber grenzenlos. Das möchte ich am Beispiel des Gemäldes
Walk and talk like a Chicken and Bear in knapper Form schildern:

2009 zogen Michelle und Barack Obama ins Weiße Haus ein, und mit ihnen eine
vergleichsweise wirklich frische Kunst-Auswahl: Die Cowboy- und Kakteen-Bilder, die sich
George W. Bush für seine Wände ausgesucht hatte, wichen den Werken abstrakter Meister und
Pop-Art-Pionieren und dem Watusi, einem Gemälde der afro-amerikanischen Künstlerin Alma Thomas.
Hierzulande berichteten damals die Kunstmagazine über den Watusi als „großformatiges
Gemälde mit farbsatten, unregelmässigen Mustern“[1], ohne jedoch zu erkennen, dass diese
Muster alles andere als unregelmässig sind, sondern vielmehr die liebe- und mühevoll
nachgepinselten Scherenschnitt-Formen eines der bekanntesten Werke Henri Matisses, nämlich
des Snail.
Ich sah mich in Sorge, dass ich womöglich der Einzige sei, der Augen und Verstand genug hat,
um im Watusi den Snail zu erkennen und schrieb dem amerikanischen Präsidenten-Ehepaar eilig
einen 13seitigen offenen Brief[2], in dem ich ihnen die Hintergründe des Bildes erklärte.
Quintessenz meines Schreibens waren aufrichtige Glückwünsche zu einem wirklich scharfsinnigen
Schlüsselbild der modernen Kunstgeschichte in der Obama’schen Kunstsammlung.

Der Brief blieb zwar augenscheinlich unerhört, aber kurze Zeit später kam man dann schließlich
auch in den USA dahinter, dass die Watusi-Muster so unregelmässig doch nicht sind: Findige
Republikaner machten aus Alma Thomas’ offensichtlicher Matisse-Hommage kurzerhand ein
schmutziges Matisse-Plagiat und auf den neuen Präsidenten des Landes, dessen größter Beitrag
zur Kunstgeschichte seine sog. Appropriation-Art ist, wurde so viel Druck ausgeübt, dass der Watusi
schließlich wieder aus dem Weißen Haus verschwand.

Und wieder sah ich mich in Sorge, aber diesmal in weitaus größerer: Wo die Freiheit und Schönheit
der Kunst von politischen Lagerkämpfen mit Füßen getreten wird und der sog. mächtigste Mann der
Welt seinen Kunstgeschmack rechtfertigen muss und letztlich klein bei gibt, da hat der Spaß ein Loch!

Dass Alma Thomas’ Watusi nicht der geringsten Rechtfertigung bedarf – und am allerwenigsten der
kleinbürgerlichen Rechtfertigung durch den an sich überflüssigen Begriff der „Appropiation-Art“ – weiß
jeder, der in seinem Leben schon einmal Musik gehört hat.
Und jeder, der in seinem Leben schon einmal Reggae gehört hat (also ich), weiß es am besten:
Denn in kaum einer anderen Musik ist das Kreieren auf Grundlage eines bereits bestehenden Werkes,
und sogar das, was man anderswo als Plagiieren bezeichnet, so selbstverständlich und so außerhalb
jeglicher Rechtfertigungsnotlage wie im Reggae (der Begriff „Reggae“ kann in diesem Zusammenhang
ausnahmsweise stellvertretend für die jamaikanische Musik im Allgemeinen verstanden werden:
vom Mento – der ersten jamaikanischen Popmusik – über den Ska und Rocksteady der 60er Jahre, über
Reggae und Dub bis hin zu Dancehall und Ragga).

Das ist – zumindest so in etwa – einer der Hintergründe von meinem Gemälde Walk and talk like a
Chicken and Bear, das wir am 9. Mai unter anderen vorstellen werden:
Eine dritte Snail-Version, diesmal nicht als Wah-Watusi (einem beliebten Tanz, der modern war, als
Alma Thomas ihre Snail-Version gemalt hat), sondern als heute aktueller Reggae-Tanz – eine Erklärung
meiner Solidarität mit jeglicher Art von geknechteter Kunst, und der Versuch einer Wiedergutmachung.
Wir wissen nicht, wo der Watusi mittlerweile gelandet ist, und wahrscheinlich hat ihn das Weiße Haus
ohnehin nicht verdient – zumindest symbolisch hängt er jetzt jedenfalls hier im Schutz der Galerie
Niklas Schechinger Fine Art, wo er weitaus anständiger behandelt wird.

Meine Farbpalette ist kleiner als Almas, aber in meinem Walk and talk like a Chicken and Bear steckt
dieselbe Liebe und dieselbe Mühe wie im Watusi – und derselbe Riddim: The Snail.
Und – Snail hin, Watusi her – darüber hinaus ist der Walk and talk like a Chicken and Bear natürlich ein
Tribut an den Reggae.

Könnte ich übrigens beweisen, dass es auf dieser Erde, auf der wir wohnen, ein bisschen mehr Frieden
geben würde, wenn Peter Tosh[3] Bernd Meinungers Song-Text lektoriert hätte und nicht Ralf Siegel
Nicoles Nummer 1-Hit produziert hätte, sondern Lee „Scratch“ Perry, der Salvador Dalí des Dub, dann
würde ich es tun.
Kann ich aber nicht. Aber vermuten.

(Hank Schmidt in der Beek)

[1] MONOPOL, Juli-Ausgabe 2009
[2] veröffentlicht in MEISE Nr. 7
[3] „ Everyone is crying out for peace yes / None is crying out for justice / I don’t want no peace / I need equal
rights and justice / Got to get it / Equal rights and justice“ (Peter Tosh, Equal Rights)

08. Mai 2013 // Krypta: TROPENINSTITUT

Familia,
was wäre der Mambo ohne den Krieg gegen Nazideutschland? Er wäre in jedem Fall schlechter orchestriert und arrangiert ausgefallen – und mit deutlich weniger sublimen Bläsersätzen. Der unvergessene Mambo King Tito Puente (1923-2000) nämlich konnte 1944 sein Studium an der Juilliard School of Music in New York nur deshalb aufnehmen, weil er als Angehöriger der Marine 1942-44 auf dem Flugzeugträger USS Santee beim Krieg gegen Nazideutschland seinen Dienst getan hatte: Die sogenannte “GI Bill” von 1944 gab dem New Yorker Fabrikarbeiterkind puertorikanischer Herkunft die Möglichkeit, Musik zu studieren, was er sich sonst nicht hätte leisten können. In diesem Sinne wollen in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag beim TROPENINSTITUT in der Krypta des Golem den ein oder anderen Mambo auf den Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus tanzen! Ran kan kan!

Mambo, Salsa Dura, Cumbia & Tropical Bass
con Basso Profundo, Don Diego & Harm El Superfino

Golem Oratorium #27 – Baster

Stu Phillps – The Tease
Lee Shot Williams – You’re Welcome To The Club
Tiny Topsy – Just A Little Bit
Otis Blackwell – Let The Daddy Hold You
Buddy & Ella Johnson – My Old Man
Chuck Miller – Lookout Mountain
Marga Benitez – Geechie Gomie
Screamin’ Jay Hawkins – Talk About Me
Manny Corchado – Pow Wow
Mike Robinson – Lula
Richard Wylie – Money
Poor Boys – Washboard
Frances Faye – Comin’ Home Baby
Joe Simon – Just Like Yesteday
Banny Price – You Love Me Pretty Baby
Nick Waterhouse – Some Place
Gizelle – Chills & Fever
The Jaguars – Jaguar
Boogie Kings – The Band Doll
Vernon Green – A Lover’s Prayer
Barbara Dane – I’m On My Way
Barbara English – Fever
Sam Chatmon – Nobody But Me
Big Maybelle – Joshua Fit The Battle Of Jericho
Lloyed Nolan – I Don’t Know About You
Nappy Brown – Coal Miner
Ike Turner – She Made My Blood Run Cold
Frankie Laine – Kisses That Shake The World
Sonny Knight – If You Want This Love Of Mine

Die Untüchtigen: Roger Behrens – Nulla Crux, Nulla Corona, Nullus Hircus – Geschichten der Anarchie Teil 1

Erster Teil der neuen Reihe “NULLA CRUX, NULLA CORONA, NULLUS HIRCUS” über anarchistische Geschichte, Theorie und Praxis.
Mitschnitt aus dem Golem vom 28. April 2013.

Keine Macht für Niemand! Oder: Was ist eigentlich Anarchie?

»Lernen konnte ich vor allem durch die russische Entwicklung samt Entstellung des Sozialismus, dass man nicht allein von der Wirtschaft und ihrer Vergesellschaftung ausgehen kann, sondern fast primär vom Staat und seiner Abschaffung ausgehen muss, um die klassenlose Gesellschaft wirklich und unverfälscht zu erreichen, sozusagen ohne die neue oder halbzaristische Herrenschicht der Apparatschicks.« – Ernst Bloch, Brief an Arthur Lehning (u. a. Anarchist, Herausgeber der Zeitschrift ›i10‹), Oktober 1974 (als Faksimile abgedruckt in: Bloch-Jahrbuch 2012, Mössingen-Talheim 2012, S. 203)

Ernst Bloch verteidigte noch in seinem ›Prinzip Hoffnung‹ Stalin und mit ihm auch einen auf Zettelkasten und Zuchthaus reduzierten Marxismus-Leninismus des Arbeiter- und Bauern-Staates, also der DDR, die er 1961 verließ. Schon der Ungarnaufstand 1956 brachte Bloch in Gegenposition zur SED. Eine Revision des realen Humanismus war nötig, und die anarchistische Theorie und Praxis bot mehr als nur Anknüpfungspunkte.

Bloch ist nicht alleine. Gerade ein kritischer Marxismus nimmt entscheidende Momente des Anarchismus auf, öffnet sich ohnehin in den sechziger Jahren für Ansätze und Strategien, die bisher im Kanon des Lehrbuch-Sozialismus nicht vorkamen, dort ausgemerzt wurden: der Anarchismus galt schlechterdings als kleinbürgerlich und konterrevolutionär.

Indes keimte in der so genannten Neuen Linken eine Idee des Kommunismus auf, die ihre revolutionäre Kraft mehr aus dem Anarchismus, denn aus dem Marxismus schöpfte.

Herbert Marcuse sympathisierte mit den Anarchisten, Hans-Jürgen Krahl entdeckte bei Adorno und Horkheimer anarchistische Motive, die Hippies und die Yippies, überhaupt die so genannte Counter-Culture lebte von anarchistischen Impulsen, auch der Feminismus und die Ökologie-Bewegung hatten wesentlich anarchistische Züge: »Die rote Front und die schwarze Front – sind wir!«, skandierten Ton Steine Scherben.

Ein bisschen Anarchie passte auch zu den Wilden Sechzigern und den Siebzigern, Hedonismus im Schatten der Ölkrise, von Punk bis Disco. – »Anarchie« wurde überdies merkwürdig zum Kampfbegriff, reaktionär; auf den Fahndungsplakaten hieß es: »Anarchisten! Vorsicht Schusswaffengebrauch!« Zugleich setzten sich anarchistische Elemente aber auch mit dem propagierten Individualismus der postfordistischen Gesellschaft Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre durch; die Autonomen konterkarierten das linkspolitisch. Etc.

Im ersten Teil der kleinen Reihe über Geschichten der Anarchie soll es zunächst um einen sehr allgemeinen Begriff der Anarchie und seiner besonderen Bedeutung für die sechziger Jahre ff. bis zur Gegenwart gehen.

Im Anschluss zeigen wir einen Film über Rudolf Rocker.


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Über die Reihe:

NULLA CRUX NULLA CORONA NULLUS HIRCUS

Geschichten der Anarchie

Was ist Anarchie? – »An|archie […chi; gr.] w; -, …ein: Herrschafts-, Gesetzlosigkeit. an|archisch. An|archismus [gr.-nlat.] m; -: Lehre von der Verneinung der Staatsgewalt u. -ordnung. An|archist m; -en, -en: Umstürzler, Staatsfeind. an|archistisch.« (›Duden‹, 1966)

Die bisherige Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Herrschaft, die Geschichte der Anarchie gibt es noch nicht. Gleichwohl gibt es Geschichten der Anarchie: Wünsche, Berichte, Entwürfe, Phantasien, Revolten, Revolutionen oder Experimente dafür, das menschliche Leben, das menschliche Zusammenleben als eine Gesellschaft ohne Herrschaft einzurichten. Solche konkrete Utopie scheint zunehmend in Vergessenheit zu geraten, je mehr die Herrschaftsverhältnisse, wie sie sind, zur Selbstverständlichkeit werden. Und wenn nun sogar erklärt wird, dass diese Geschichte zu ende ist, wollen wir an die Geschichten der Anarchie erinnern:

Kein Kreuz, keine Krone, kein Bock!

Anders als die marxistische Kritik der politischen Ökonomie konzentrieren sich die Anarchisten in ihrer Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen auf die Kritik von Staat, Kirche und Religion sowie – schon sehr früh und die feministische Bewegung begründend – das Patriarchat. Während der »wissenschaftliche Sozialismus« sich im Entwurf einer kommunistischen Zukunft weitestgehend zurück hält und kaum dazu äußert, wie eine freie Gesellschaft aussieht, sind für den Anarchismus die Utopien des befreiten und befriedeten Daseins charakteristisch. Anders gesagt: Geht es dem an Marx orientierten Sozialismus vorrangig um die kritische Analyse der Wirklichkeit, stellt der libertäre Sozialismus der Anarchisten die kritische Analyse der Möglichkeit des Menschen in den Vordergrund (und entwickelt über diese Analyse der Möglichkeit die Kritik an den wirklichen Herrschaftsverhältnissen).

War noch im neunzehnten Jahrhundert die Vielfalt sozialistischer Bewegungen durch Wahlverwandtschaften gekennzeichnet, kommt es im Schatten des Terrors des zwanzigsten Jahrhunderts – zu dem immer wieder auch der Sozialismus in seinen verschiedenen Fassungen gehört – zu einer historischen Dissoziation von Kommunismus und Anarchie: Einerseits die Verhärtung des Kommunismus zum Marxistisch-Leninistischen Apparat und schließlich zum bürokratischen Regime des Stalinismus, andererseits der regressiv-reaktionäre Umschlag der anarchistischen Idee der Freiheit in Gewalt, Nihilismus, schließlich auch Antisemitismus, Faschismus und Autoritarismus.

Die Anarchie ist der Geschichte ausgetrieben worden. Gleichwohl lässt sich – sogar mit offenkundiger Aktualität – sagen, dass sich das Konzept der Anarchie im Verlauf der letzten einhundert Jahre nachgerade mit historischer Notwendigkeit anbietet – mindestens wenn ernsthaft die Menschheit auf diesem Planeten überleben will, allemal aber wenn es um die menschliche Verwirklichung des glücklichen Lebens geht.

Die Reihe stellt in Exkursen verschiedene anarchistische Positionen, Strömungen und auch Versuche der Moderne vor (wenngleich sich die Spuren dieser Ideen bis weit in die menschliche Frühzeit zurückverfolgen lassen). Wir zeigen Filme, präsentieren historische Dokumente und Texte, diskutieren.

01. Mai 2013 // WHERE WE NEED NO MAP Release Party mit SPRINGINTGUT (live) und HEIKO GOGOLIN (dj)

Beginn: 21.00 Uhr / Konzert: 22.00 Uhr

Soeben ist auf Pinginpung das dritte Album von Andi Otto aka “Springintgut” erschienen.
Die Veröffentlichung von “Where We Need No Map” wird mit einem besonderen Livekonzert gefeiert, bei dem das Cello als elektronische Erweiterung des klassischen Instruments im Mittelpunkt steht. Durch Bewegungssensoren am Bogen wird der Cellosound live neu geformt. Manchmal beginnt das eigentliche Spiel erst, wenn der Bogen die Saiten nicht mehr berührt und Gesten in der Luft macht.

Davor und danach: Musik von Heiko H. Gogolin (Pingipung).

from on .

www.andiotto.com
www.pingipung.de

30. April 2013 // DIVERTISSEMENT ET ILLUSION DIABOLIQUE avec MARGA, ELIN et MARC SCHNEIDER

DIVERTISSEMENT ET ILLUSION DIABOLIQUE

MARGA (GrooveCity)
the modern pristess of Delphi

11 pm down at the crypt:
ELIN (Dear)
in her mesmeric portrayals

feat.

MARC SCHNEIDER (Wordandsound)
the egyptian astrologer

Micha Brumlik – Innerlich beschnittene Juden. Zu Eduard Fuchs “Die Juden in der Karikatur”

Mitschnitt Live aus dem Golem vom 31. März 2013 im Rahmen der Reihe “Die Untüchtigen” und des “Konkret-Krisengipfels”. Die Einleitung spricht der Konkret-Herausgeber Hermann L. Gremliza.

»Das Wesen des Kapitalismus steckt in der Geldleihe. Weil die Juden die Geldwirtschaft in Fluss brachten, wurden sie direkt und dauernd die Inspiratoren der kapitalistischen Wirtschaftsweise.«
Der marxistische Kulturwissenschaftler, der dies »letzte Geheimnis« in seinem Buch »Die Juden in der Karikatur« vor 91 Jahren verriet, hieß Eduard Fuchs (1870–1940). Fuchs war beteiligt an der Gründung der KPD ebenso wie an der des Frankfurter Instituts für Sozialforschung. Zum Kreis seiner Freunde zählte Rosa Luxemburg ebenso wie Max Horkheimer und Walter Benjamin. Wie kam das zu dem?
Micha Brumlik, Professor der Erziehungswissenschaft und von 2000 bis 2005 Direktor des Fritz-Bauer-Instituts, löst dies Rätsel. In seinem Essay »Innerlich beschnittene Juden« stellt Micha Brumlik das Verhältnis von Kapital und Judentum, das Martin Luther ebenso umgetrieben hat wie Karl Marx, Werner Sombart und Eduard Fuchs und heute die nationale Rechte ebenso umtreibt wie die internationale Linke, vom Kopf auf die Füße.