Donnerstag, 25. September 2014 // Hanno Leichtmann – Minimal Studies (live)

HANNO LEICHTMANN – MINIMAL STUDIES & PICTURE DISK
präsentiert von DEAR und Kultur & Gespenster
Beginn 21.30 – Eintritt 6 Euro

Die amerikanische Musikpsychologin Diana Deutsch hat einst nachgewiesen, dass irgendwann jedes beliebige Geräusch zur Melodie wird, wiederholt man es nur oft genug. Und genau das passiert hier: plötzlich hört man Melodien, von denen man nicht sagen kann, ob sie vorher schon da waren, ob sie überhaupt da sind oder wo sie hergekommen sind?

Unter dem unverdächtigen Titel „Minimal Studies“ untersucht der Elektronikmusiker Hanno Leichtmann, was noch nachklingt von den einstigen Minimal-Music-Klangfluten der 70er Jahre – schaut was übrig geblieben ist.

Dabei setzt Leichtmanns Musik nicht auf überströmenden Wohlklang oder psychoakustische Effekte, sondern beschränkt sich aufs Rudimentäre, verbindet die repetitiven Strukturen der Minimal Music mit Elementen der einst wegweisenden Berliner Klubmusik. Rhythmische Impulse aus Soundtrack- und Neue Musik-Samples generiert, ein John Carpenter Bass, dazu spielen akustische Instrumente (Violine, Orgel, Klarinette, Trompete) Melodiepatterns, die im Klangfluss verschwinden, als solche bald kaum noch wahrnehmbar sind.

Pop-Minimal-Music: mäandernde Chord-Rhythmus-Loops, experimentelle Turntable-Manipulationen,Baselines, alles ist da:
Steve Reichs assynchrone Patterns, Pole`s Minimal Dub, Nic Collins’ und Yasunao Tones kaputte CD-Spieler, Terry Rileys Orgeln, Ovalsystemische clicks’n’cuts, La Monte Youngs Drones, Michael Nyman’s frühe Filmscores. Weite monotone Landschaften entstehen, subliminale Disco-Bässe, im Leerlauf kreisende Synthesizer, kaum noch vorhandenes elektronisches Schlagwerk, vereinzelte Instrumentalmelodien. Ausgestellter Hyper-Minimal.

Was geht noch mit diesem Material, wenn man es explizit auf seine allbekannten Formen reduziert? Plötzlich entstehen Klangbilder wie Landschaften in Tarkowskis Filmen: Diese seltsam nebulöse Unwirklichkeit – nichts, was man nicht schon gehört hätte, aber alles neu gemischt, inklusive des monotonen Gitarrenriffs als kleiner Nachruf auf Sonic Youth. Bis dann auch hier klingende Glöckchen und ein paar leicht dahintropfende Klaviermelodien übernehmen und im Fade-Out verhallen. Musik über Musik. Hanno Leichtmanns repetierende Hymnen auf die Repetition, die einen schließlich seltsam befreit zurücklassen.

Text: Reinhold Friedl
www.hannoleichtmann.com

Neben der Live Performance werden Releases aus Leichtmanns Picture Disk Serie zu sehen sein
www.picture-disk.com