Sonntag, 29. Dezember 2013 // Schaustelle Golem – HELLE NACHT

„Vielleicht war das ganze Leben nur ein abgekühltes Rotkohlessen, ein Rest. Aber ich war bereit an allem Geschmack zu finden.“

Zürich, 1916. Die letzte Nacht im Cabaret Voltaire. Auf die winzige Bühne drängen nacheinander Darsteller unterschiedlichster Couleur. Eine dänische Futuristen spricht ein Manifest. Ein verspieltes Mädchen, präsentiert ihre eigene, drollige Fassung des Nibelungenliedes. Ein Polizist verliest ein skurriles Untersuchungsprotokoll. Ein Gebet jenseits der Konvention wird vorgetragen.

Neben der Bühne blickt eine Frau auf ihr intensives Leben zurück um dabei endlich dem Drang, die Bühne zu betreten, nachgeben zu dürfen. „Dagny das wilde Tier“. „Der blonde Fetzen“. „Die unschuldige Emsy“. Hierbei handelt es sich immer um die eine und selbe Person. Emmy Hennings. Dichterin, Dadaistin der ersten Stunde, Muse. Aber auch Getriebene, Äthersüchtige und Verzweifelte.

Um die Geschichte der Bühnenkünstlerin und Dichterin Emmy Hennings zu erzählen, bedient sich der Zürcher Autor Dominic Deville dem wohl prägendsten Stilmittel der Dadaisten: Der Collage.

Da von Emmy Hennings weder Zitate noch Tagebucheinträge übermittelt sind, wurden Aussagen ihrer Zeitgenossen und Weggefährten, wie Hugo Ball und Hermann Hesse, Textstellen derer Romane und Kritiken zu ihren Darbietungen zu einem Monolog verdichtet, welcher von der Schauspielerin Simone Kern vorgetragen wird.

Begleitet wird das Stück von dem Zürcher Klangtüftler Bit-Tuner, welcher mit Hilfe von Samples und Effekten die düsteren Gedichte der Hennings live verfremdet, zerschreddert und neu zusammenfügt, bis die daraus entstehenden Klangcollagen den Reigen der fabelhaften Identitäten zu beenden und ein dunkles Geheimnis zu offenbaren drohen.

Wir freuen uns auf einen dunkelbunten Abend um die Dadaisten der ersten Stunde und ihre wohl prägnanteste Vertreterin, am Sonntag, den 29. Dezember 2013 um 20 Uhr im Golem.