Die Untüchtigen: Klaus Mann – Über die Lust und die Pflicht
Die Weggefährten und ihre Zerwürfnisse
Szenische Lesung mit Karoline Schuch und Michael Weber
Beginn einer Reihe der Untüchtigen mit Thomas Ebermann über das Spannungsreiche Verhältnis von künstlerischer Intelligenzia und organisierter Arbeiterbewegung.
Nein, die berühmte Liedzeile „Auf, auf zum Kampf, zum Kampf sind wir geboren…“, sie passt nicht auf Klaus Mann. Er hatte schon noch einige Passionen, die mit dem (politischen) Kampf nicht immer kompatibel waren.
Wie und warum er zum führenden Aktivisten des (literarischen) Widerstands gegen die Nazis wurde, schreibt er im „Wendepunkt“. Es sind also keine ihm fremden Probleme, von denen die Protagonistin in „Flucht in den Norden“, Klaus Manns erstem Roman in der Verbannung, steht.
„Warum sollte sie nach Paris, wo die Genossen sie erwarten, da doch jeder Tag in der sehr nordischen Idylle sie mit neuer Seligkeit beschenkt? (…) Die Liebende mit dem schlechten Gewissen, das Heldenmädchen mit dem Penchant für rauschhaft exzessive Sexualität, die gefiel mir“, schreibt Klaus Mann und ergänzt: „Sie entscheidet sich – für die Pflicht natürlich, (…) ohne großen Enthusiasmus, wie sich denken lässt…“.
In der Geschichte waren immer wieder Künstler in einem Konflikt: Einerseits suchten sie die Nähe zu den antifaschistischen Organisationen, den Organisationen der Arbeiterbewegung und ihren politischen Parteien; Andererseits war ihre Kunst nicht immer wohl gelitten, oder sie hatten Kritik an der jeweiligen Politik; oder sie waren einfach nicht bereit, so ganz und gar auf Linie zu sein.Wir blicken also zurück – und diese Frage ist heute keineswegs obsolet – auf Anstrengungen von Intellektuellen dem verfluchten Antikommunismus nicht nachzugeben und trotzdem ihre Ästhetische und Politische Unabhängigkeit zu bewahren.
Bei Klaus Mann weiß man, wie sehr er sich nach 1933 um eine Zusammenführung der Antifaschisten bemüht hat, und die Anstrengung um eine antifaschistische Literatur auf hohem Niveau, wie sie im Exil versucht wurde, ist ohne ihn kaum zu denken.Dennoch ward ihm nicht nur Dank zuteil, sondern er bekam dafür auch reichlich auf den Kopf.
Schwul und hedonistisch zu sein und Verbündeter des organisierten Antifaschismus ebenfalls – das war ein Spagat, der einem schon die Beine brechen konnte.
Dieses Verhältnis wollen wir in einer neuen Reihe beleuchten und später in einem Podiumsgespräch bilanzieren.
In Zusammenarbeit mit der Rosa Luxemburg Stiftung.