Monatsarchiv für Mai 2014

 
 

Sonntag, 15. Juni 2014 // Die Untüchtigen: REALISMUS, TROTZ ALLEDEM. KUNST ALS HALTUNG

Mit Robert Burghardt (Architekt, Berlin), Johannes Paul Raether (Künstler, Berlin) und Kerstin Stakemeier (Kunsttheoretikerin, Berlin)

Der Abend im Golem und das am Tag darauf folgende Seminar des Asta der HfBK fragen wie die modernen Debatten um den Realismus in den Künsten in die Gegenwart übertragen werden können. Wie Realismus heute kämpferisch statt nostalgisch sein kann.
Revivals des Realismus Begriffs sind derzeit inflationär: Schon seit längerer Zeit ist eine upgedatete Version des “Sozialistischen Realismus” in der sogenannten “Politischen Kunst” überaus präsent, einem Genre das Dokumentarismen politischer Kämpfe spiegelt, heroisiert und so auf eine rein repräsentative Erscheinung reduziert.

Gleichzeitig kokettiert auch die derzeit wohl präsenteste Theoriemode, der “Spekulative Realismus”, mit dem Begriff. Auch dort hält das künstlerische Gegenüber meist als blosse Wiederspiegelung her, diesmal unter dem Hype-Label “Post-Internet Art”. Gegen diese Aneignungen des Realismus als Naturalismus – sei es als bewegungsaffiner Dokumentarismus oder als Metaphysik des Digitalen wollen wir einen Diskurs stärken, der realistische Kunstpraxen im Kapitalismus weniger als bildliche Wiederholungen von Politik, als als politische Einsätze, als historische ebenso wie gegenwärtige Ansammlung von Werkzeugen für den Kampf aus der künstlerischen Produktion heraus sieht.

Indem wir als drei Produzentinnen – ein Künstler, eine Theoretikerin und ein Architekt – die Geschichte und Gegenwart des Begriffes betrachten, wollen wir einige spezifische Modelle seiner Aktualisierung diskutieren: Von einer Stärkung modernistischer Haltungen in der Architektur (Robert Burghardt) zu einem performativen künstlerischen Modell des Dazwischengehens (Johannes Paul Raether) zu einer Diskussion des Realismus als zeitgenössischem Begriff künstlerischer Produktion als Kategorie politischer Kritik. (Kerstin Stakemeier)

Samstag, 07. Juni 2014 // Krypta: 3 Jahre KANN DENN LIEBE SYNTHIE SEIN?

Kann denn Liebe Synthie sein?

Fragen schwirren zu Milliarden durch den Weltenlauf, viele bleiben unbeantwortet, andere finden in falschen Antworten und Ideen ihren Leermeister. Manche bleiben, Tausende werden in jeder Sekunde vergessen.
Und einige stehe im Raum, bisweilen für Jahre:
“Kann denn Liebe Synthie sein?”

Die gefundene Antwortet lautet in mathematischer Schlichtheit: “Liebe = Synthie“. So steht es geschrieben, noch nicht ganz in Granit gemeißelt, doch schon manifest in der gleichnamigen Party-Reihe, in welcher dem klassischen Synthie-Pop, den modernen Ausläufern des Genres gehuldigt wird; dort wo am Mischpult Italo Disco und Electro auf Synthie-Obskuritäten, Remixe und Edits treffen, sich umschlingen, verwirren, aufbauschen, entfremden und wieder zu einem gloriosen Ganzen zusammenfinden.

Dergleichen und der dritte Geburtstag sind der Grund, zum Feste zu laden.

Donnerstag, 05. Juni 2014// Konzert: MAKINA V3

Einlass 20.00 Uhr / Beginn 20.30 Uhr

New Orleans Jazz und Swing zu Techno. Waschbrett, Posaune und Klarinette auf Elektro-Beats. Um zu verstehen, was bei makinaV3 passiert, muss man sich die Musik der vier Hamburger anhören, die seit 2007 ihren eigenen musikalischen Kosmos erschaffen. Die Tracks werden von dem Jazzposaunisten und Bandgründer RAINER SELL aus alten Jazzsamples sowie digitalen Bässen und Beats zusammengeschmiedet. Gemeinsam mit Sängerin INGA GOLDIEN, Waschbrettspieler GUNTHER ANDERNACH und Klarinettist JAN CARSTENSEN wird probiert und experimentiert, bis es fertig ist, das Neue, das Andere. Elektronische und akustische Klänge, alte und moderne Sounds, Jazz meets Techno.

Donnerstag, 29. Mai 2014 // Konzert: PETER DOHERTY

Einlass 20.00 Uhr – Eintritt 8 € – Nur Abendkasse

Entgegen der sensationsgeifernden Falschmeldung der in dieser öden Provinz mit zufälliger Großstadtausdehnung beheimateten Boulevardpresse, die sich für keine Dummheit zu schade ist, wurde beim letzten der monatlichen Konzerte des jungen Vagabunden, Straßenmusikanten und (neben den HAPPY OYSTERS) temporären Hausmusikers PETER DOHERTY nicht in unseren vier Wänden randaliert.
Es ist nur ganz profan und unaufgeregt ein Drink in den Verstärker gefallen, der etwas unglücklich an der Kante abgestellt worden war, in dessen inneren das von unseren Alchemisten der Lust und des Deliriums gemischte vergeistigte Nass einen Kurzschluss verursachte und das Konzert somit zum Abbruch zwang.
So weit, so umspektakulär.
Ebenso unaufgeregt – fern des Stellvertreterexzesses für protestantische Verzichtsethiker und und neoliberal durchoptimierter Hamburger Kaufmannskinder, die gierig auf jedes noch so kleine Anzeichen eines Skandals dürsten, ähnlich wie der Priester mit Erektion im Beichtstuhl – findet an diesem heutigen Abend ein weiteres kleines Konzert dieses angenehm unprätentiösen Gitarreros statt.
Es darf gelauscht und gelacht werden, mitgesungen und applaudiert, oder auch mittendrin genervt nach Hause gegangen werden.
Alles ist erlaubt, in unserem amorphen Raum ohne Wände…

Die Untüchtigen: ESTHER BEJARANO – Erinnerungen. Vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Rap-Band gegen Rechts.

Mitschnitt live aus dem Golem vom 24. Mai 2014.

»Ich habe viel Glück in meinem Leben gehabt, ein ganz großes Glück, ein unheimliches Glück.«
Dies sagt eine Frau von sich, deren Eltern und Schwester von den Nationalsozialisten umgebracht wurden; die selbst die unfassliche Grausamkeit des Vernichtungslagers Auschwitz er- und überlebt hat: Esther Bejarano.
Seit mehr als dreißig Jahren ist sie eine Kämpferin gegen das Vergessen, die ihre Geschichte an Schulen erzählt und mit den Mitteln der Musik leidenschaftlich gegen jede Art von Intoleranz angeht.

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Esther Bejarano wurde am 15. Dezember 1924 in Saarlouis als Esther Loewy geboren.
Als Tochter eines Oberkantors verschiedener jüdischer Gemeinden wurde sie 1941 im Zwangsarbeitslager Neuendorf bei Fürstenwalde/Spree interniert und am 20. April 1943 mit allen anderen Insassen des Arbeitslagers und weiteren über 1000 jüdischen Menschen nach Auschwitz deportiert.
Sie überlebte Auschwitz als Musikerin im weiblichen Häftlingsorchester, dem sogenannten »Mädchenorchester von Auschwitz«.
Von Auschwitz nach Ravensbrück verbracht, konnte sie auf einem der folgenden Todesmärsche entfliehen.

Ihre Biografie im Laika Verlag finden Sie hier.

Dienstag, 03. Juni 2014 // FAT JAZZ mit dem Quartett Wahnschaffe / Coburger / Lang / Baumgärtner

20.00 Uhr

Hamburg – Berlin
Felix Wahnschaffe – as
Gabriel Coburger – ts
Andreas Lang – b
Moritz Baumgärtner – dr

Im Rahmend der Reihe Fatjazz wird der Golem heimgesucht von sog. alten Bekannten aus Hamburg und Berlin, namentlich Felix Wahnschaffe (as), Gabriel Coburger (ts), Andreas Lang (b) sowie Moritz Baumgärtner (dr).

Im vielbeackerten Spannungsfeld zwischen Improvisation und Komposition, zwischen solistischen Ausflügen und der Ballung des ganzen Quartetts ist nach wie vor viel Platz. Die vier Protagonisten des Abends warten mit ausreichend Erfahrung auf, um einander den entsprechenden Raum zu geben, der letztlich das Gesamtbild beherbergt.

Mehr unter www.fatjazz.de

Mit freundlicher Unterstützung durch das ELBJAZZ Festival

Sonntag, 08. Juni 2014 // Die Untüchtigen: LEE MILLER’S KRIEG 1944 – 45 – Lesung mit Klaus Bittermann und Franziska Hartmann

20.00 Uhr

»Ich missgönne den Deutschen jeden Grashalm, jede Kirsche im Vorratsschrank ihrer sparsam geführten Haushalte, jede Furche Acker und jedes unversehrte Dach«

Als eine von wenigen Reporterinnen berichtete Lee Miller für die britische »Vogue« während des zweiten Weltkrieges vom Geschehen an der Westfront. Sie begleitete die alliierten Soldaten mit Schreibblock und Kamera von der Landung in der Normandie bis zum Kriegsende.

Miller dokumentierte mit ihren Artikeln und Fotos unter anderem die Belagerung von Saint-Malo und die Befreiung von Paris. Sie schrieb von Freude und Vergeltung ebenso, wie von der Begegnung mit alten Freunden wie Pablo Picasso oder René Magritte, die während der deutschen Besatzung in Paris geblieben sind. Miller rückte mit den Alliierten weiter vor. Sie war beim Zusammentreffen der US-Army und der Roten Armee im sächsischen Torgau dabei. Sie lag in München in Hitlers Badewanne und trank aus Eva Brauns Mokka-Tassen. Miller berichtete von den Kolonnen kapitulierter Nazis und von den Gräueln, die die Deutschen im KZ Dachau verübt haben. Ihre Artikel und Fotos sind emphatisch und wütend, subjektiv und konsequent antifaschistisch.

Die Eindrücklichkeit ihrer Arbeiten überrascht. Denn Miller schloss sich keineswegs als erfahrene Journalistin sondern als Debütantin den alliierten Truppen an. Mit ihrem Einsatz vollzog sie eine von vielen Zäsuren in ihrem Leben. Vor dem zweiten Weltkrieg arbeitete und lebte Miller unter anderem mit Man Ray in Paris. Sie war ein gefragtes Fotomodell und betätigte sich ebenso erfolgreich als Schauspielerin – unter anderem in John Coctaus »Le sang d’un poète« (Das Blut eines Dichters). Nach dem Krieg schwieg sie über ihre Erlebnisse in der Öffentlichkeit. Ihre Fotos und Artikel gerieten schnell in Vergessenheit.

Der Edition Tiamat ist es zu verdanken, dass Millers großartige Reportagen nun auch auf deutsch zugänglich sind. Die Veröffentlichung der gesammelten Artikel, Briefe und Fotos nehmen wir zum Anlass für einen Lee-Miller-Abend im Golem. Nach einer Einführung durch den Verleger Klaus Bittermann, wird die Schauspielerin Franziska Hartmann (Thalia Theater) ausgewählte Texte Millers lesen.

Eine Veranstaltung der Untüchtigen in Kooperation mit [a2] Hamburg.

Freitag, 06. Juni 2014 // Konzert: LAMBERT

Einlass 20:00 Uhr / Beginn 20:30 Uhr – Eintritt 8 €

Als Verfechter der Maskerade erfreut es uns, Ihnen den geheimnisvollen, offenbar heimatlosen Pianisten LAMBERT zu präsentieren, dessen bisweilen etudenhafte, stets dem Wohlklang verpflichteten Kompositionen mit leichter Hand das Gleichgewicht zwischen Verspieltheit und Ernst finden. Keineswegs verbreitet Lamberts gleichnamiges Debut-Album, welches auf dem lobenswert geschmackssicheren Berliner Schallplattenlabels STAATSAKT erscheint und unter den kundigen Händen/Ohren Nils Frahms produziert wurde, den hölzernen Charme der bunten Antilopenmaske, unter welcher der Künstler sein wahres Antlitz zu verbergen trachtet.
Wer mag sich dahinter verbergen? Ein Ghoul? E. Satie? Ein verkanntes Genie aus verblichenen Äonen?
Dies ist unbekannt. Es darf aber, angesichts dessen, was hier zu Gehör gebracht werden, auch ohne Belang bleiben.

Mittwoch, 28. Mai 2014 // Bar & Krypta: MILLION WAYS TO DANCE mit LEV SCHWARZ, KONRAD GIBSON, HERY, TALL BROWN GUY & LENNIE JANSEN

22.00 Uhr

Bar:
TALL BROWN GUY (Isle of Wax)
LENNIE JANSEN (Whistles & Rustles)

Krypta:
LEV SCHWARZ (Woodwork)
KONRAD GIBSON (music sounds better)
HERY (Team Swallow/Rostock)
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Der Tanz ist eines der ursprünglichsten, naturtriebhaften Ausdrucksmittel des Menschen, um seelisch-geistige Vorgänge durch Bewegungen des Körpers, durch Gestik und Mimik zu versinnbildlichen; meist von Musik oder rhythmisch erzeugten Geräuschen begleitet.

Es gibt sehr viele Möglichkeiten sich zur Musik zu bewegen. Hier nun ein Vorschlag:

Punkt 1:
Beginnen Sie mit dem Kopf im Takt der Musik zu nicken. Wenn es hilft, können Sie von 1 bis 4 mitzählen.

Punkt 2:
Verlagern Sie Ihr Körpergewicht abwechselnd vom rechten auf den linken Fuß.
Versuchen Sie im Takt der Musik zu bleiben und bleiben sie locker in den Beinen.

Punkt 3:
Sobald Sie in der Lage sind Ihr Gewicht rhythmisch zu verlagern, bewegen Sie die Füße.
Direkt, bevor Sie ihr Gewicht auf den anderen Fuß verlagern, heben Sie den Fuß ein wenig vom Boden ab. Achten Sie darauf, den Fuß nicht zu sehr zu heben.

Punkt 4:
Wenn Sie Ihr Gewicht z.B. auf den rechten Fuß verlagern, bewegen Sie ihre Hüfte etwas in diese Richtung. Gleiches gilt für die linke Seite. Sie können den gesamten Körper mitbewegen um dem Ganzen mehr Dynamik zu verleihen.

Punkt 5:
Wohin mit den Armen? Hier empfiehlt sich eine 90 Grad Haltung der Arme, ähnlich wie beim Laufen. Sie können Ihre Hände zu lockeren Fäusten ballen oder sie öffnen, das bleibt Ihnen überlassen.

Golem Oratorium #32 – GüntR & GünthR (splitted by Nova Huta) – Teil 2: GünthR

Und so also ward das gewiefte Gaunerpärchen GüntR und GünthR nun willens des Volkes vom Statthalter daselbst freigesprochen, um alsogleich ebendiese am nächtlichen Hafen gelegene Einkehr heimzusuchen, um dem sich dort ansammelnden Streuvolk bei seinem zügellosen Treiben nicht nur beizuwohnen, sondern dieses noch mithilfe von Schwirrflöte und Rasselpäuklein unablässig anzustacheln und in einen hypnoseartigen Rausch zu treibenn, dergestalt, dass selbst der mit allen Wässerchen der Lasterhaftigkeit gewaschene Hausherr, ob der sich ihm darbietenden Irrheiten, in aller Hast, sein Wämslein schnürend, das Weite suchte.