Monatsarchiv für November 2012

 
 

7. Dezember 2012 // PARENTS OF THE REVOLUTION – Angie Reed & Jonathan Johnson

Die Buggies gepackt und gen Strand. Im Schlepptau – Atomexplosionen und Feudel of Love!

The Parents of Revolution start a Rampage!

Angie Reed – die Lady of Red und Wahl Azorin gibt ein preziöses Gastspiel im Hamburger Golem, dem Mad Max unter “Hamburgs Kneipen”

Jonathan Johnson – Schöner Geist des Absurden begleitet und improvisiert auf der Schnapsorgel gekonnt die Tasten of Berlin!

Ein Abend voller Heimweh, Aufbruch und Abriss im Kopf!

Lehnen sie sich nicht zurück, schauen sie nicht weg, bleiben sie stehen – wir wollen SIE!

Gegen den Scheiß da draussen (besuchen sie auch scheissebyschamoni.de)

“Parents of the Revolution” – das ist gekonnte Verweigerung – das ist Paartanz mit Handgranaten!

Also, die Schnürschuhe an und ab nach Mos Eisley Raumhafen, äh Golem – dem schmutzigsten Ort der Welt!

8. Dezember 2012 // GRAPEFRUIT CLUB mit Fritz For Funk, Kael Misko und Paul Gregor

13. Dezember 2012 // SUN RA SPECIAL – Reel to Reel Edits und Clubnacht mit Mike Huckaby, Richard Zepezauer & Elin

# CONSIDER TIME AS OFFICIALLY ENDED

DEAR & WE INSIST! präsentieren ein Sun Ra Special
mit Mike Huckaby, Richard Zepezauer & Elin

Dieser Abend ist einem Musiker gewidmet, der schon zu Lebzeiten zum Mythos wurde: Sun Ra, amerikanischer Jazzmusiker und -komponist, Wegbereiter des Freejazz, Poet, sperriger Erneuerer und kosmischer Philosoph.

Als musikalischer Kopf des Sun Ra Arkestra predigte er von Bewusstsein, Spiritualität und Frieden. In den nahezu sechs Dekaden seines Schaffens produzierte Sun Ra mehr als einhundert Alben und wurde zur Inspiration für Musiker der späteren Beat Generation, des Psychedelich Rock aber auch der elektronischen Musik.

# I‘M NOT A MINISTER, I‘M NOT A PHILOSOPHER, I‘M NOT A POLITICIAN, I‘M IN ANOTHER CATEGORY.
# I‘M PLAYING DARK HISTORY. IT‘S BEYOND BLACK. I‘M DEALING WITH THE DARK THINGS OF THE COSMOS.
# BACH AND BEETHOVEN, ALL OF THEM, THEY HAD TO WRITE SOMETHING TO PLEASE THE UPPER STRUCTURE, THOSE WITH MONEY AND POWER.
# TODAY‘S SYMPHONIC MUSIC IS SPONSORED BY THE UPPER STRUCTURES OF SOCIETY.
# I SEE PEOPLE AS THEY REALLY ARE FROM A PURE POINT OF VIEW.
# THE OUTER SPACE BEINGS ARE MY BROTHERS. THEY SENT ME HERE. THEY ALREADY KNOW MY MUSIC.
# IN TOMORROW‘S WORLD, MEN WILL NOT NEED ARTIFICIAL INSTRUMENTS SUCH AS JETS AND SPACE SHIPS. IN THE WORLD OF TO MORROW, THE NEW MAN WILL THINK‘ THE PLACE HE WANTS TO GO, THEN HIS MIND WILL TAKE HIM THERE. [SUN RA]

Mike Huckaby, der vielen vor allem als Produzent und DJ bekannt ist, hat sich intensiv mit der Geschichte und dem Schaffen Sun Ras auseinander gesetzt hat. Er wird an diesem Abend eigene Edits von Sun Ra Stücken sowie eine Reihe ausgewählter Originalstücke Reel to Reel präsentieren. Anschließend geht der Bogen von Sun Ras Jazz, über Jazzverwandtes hin zu aktuellen Clubmusik Visionen. Unterstützt wird Huckaby dabei von Richard Zepezauer, dem Kopf hinter dem Berliner Label Nsyde Records und Ideengeber zur ersten Sun Ra Edits Nacht in Berlin und Elin, Gastgeberin des Hamburger Pendants.

Da der Schwerpunkt des Abends tatsächlich auf der Live Präsentation der Sun Ra Stücke liegt, bitten wir um zeitiges Erscheinen. Beginn der Veranstaltung ist um 21.00 Uhr, der Eintritt beträgt 6€. Vergesst auch nicht, mal in den Kinosaal der Krypta zu schauen. Dort erwartet Euch noch der ein oder andere Space Cookie.

# WE WORK ON THE OTHER SIDE OF TIME.

15. Dezember 2012 // PRÄSENTATION 33 – Peter Ablinger

“PRÄSENTATION – Positionen aktueller Musik” ist eine Vortragsreihe des VAMH. Diesmal zu Gast der Komponist Peter Ablinger

Peter Ablinger wurde 1959 in Schwanenstadt in Oberösterreich geboren. Er besuchte die Graphik-HTL in Linz und studierte von 1977 bis 1982 Jazzklavier in Graz. Außerdem studierte er Komposition bei Gösta Neuwirth in Graz und Roman Haubenstock-Ramati in Wien. Seit 1982 lebt er in Berlin.
Ablinger konzentrierte sich bis 1994 auf kammermusikalische Besetzungen, danach beschäftigte er sich auch mit Elektroakustik und Klanginstallation.
Seit 1980 arbeitet er am Werkkomplex “Weiss/Weisslich”, welcher sich mit den verschiedenen Aspekten des weißen Rauschens beschäftigt und sich dabei sehr unterschiedlicher Medien bedient: Instrumente, Installationen, Objekte, Elektro-akustische Stücke, Hinweisstücke, Prosa-Stücke, Musik ohne Klänge; insgesamt 36 Teile.

“Die Klänge sind nicht die Klänge! Sie sind da, um den Intellekt abzulenken und die Sinne zu besänftigen. Nicht einmal das Hören ist das Hören: Das Hören ist das, was mich selbst erschafft.” Der 1959 in Schwanenstadt, Österreich geborene Peter Ablinger ist, so hat es Christian Scheib einmal formuliert, ein “Mystiker der Aufklärung”, dessen “Anrufungen und Litaneien auf das Erkennen abzielen”. Gleichzeitig ist der Komponist, der – nach einem Graphikstudium – bei Gösta Neuwirth und Roman Haubenstock-Ramati studierte und seit 1982 in Berlin lebt, ein Skeptiker, der um die durch Tradition aufgezwungenen kulturellen Spielregeln und (schlechten) Angewohnheiten weiß: “Spielen wir also weiter und sagen: Die Klänge sind da, um zu hören (- nicht um gehört zu werden. Das ist etwas anderes.). Und das Hören ist da, um aufzuhören. Mehr weiß ich auch nicht.” (Christian Baier)

Golem Oratorium #16 – Tropeninstitut Vol. II

Golem Oratorium #16 – Tropeninstitut Vol. II

Und abermals bitten Euch die bescheidenen Dienstleister der tropikalischen Musik mit all ihrem verblassenden Charme auf die Tanzfläche: Don Diego und Basso Profundo legen Euch ihre knistrigen Schätze aus der Karibik zu Füßen und auf die Plattenteller: Mambo, Descarga, Cumbia, Pachanga, Bugalú, Salsa,Champeta und nur die reifesten und fettesten Früchtchen vom Tropical Bass-Baum. Es darf fiebrig und ausgelassen gepaartanzt werden. Wir zeigen euch auch gerne den Grundschritt und wischen nachher alles auf. Hasta la música siempre.

Helmut Dahmer – Arthur Rimbaud – Die Niederschlagung der Commune und das Verstummen der Poesie

Dritter Teil der Reihe KUNST, SPEKTAKEL, REVOLUTION aus Weimar zu Gesellschaftskritik und Ästhetik, live mitgeschnitten am 25. November 2012 im Golem.
Vortrag von Prof. Dr. Helmut Dahmer (Wien)

»Rimbaud war Rebell. Einer, der seine eher sanftmütige Natur gegen Erniedrigung und Depravation panzerte. Der auf Veränderung für sich und andere aus war und nach dem Geheimnis suchte, ›das Leben ändern‹. Der wußte, als er es für sich gefunden hatte, daß er damit zu einer ›ernsten Gefahr in der Gesellschaft‹ werden konnte. Sie hat ihm seine Anmaßung bis heute nicht verziehen, diese Gesellschaft der Bourgeoisie. […] Rimbaud kann indes nicht anders denn als Zeitgenosse der Pariser Commune die ein ›neuer Ausgangspunkt von welthistorischer Wichtigkeit‹ (Marx) war, gelesen werden. Der Aufstand der Pariser Communarden und ihre Niederlage sind die geschichtliche Grunderfahrung, deren Spuren das gesamte Werk auf eine nicht auf der flachen Hand liegende Weise durchziehen. Dieses Werk des frühreifen Dichters, Musterschüler seiner Klasse und brillanter Kenner der klassischen Rhetorik, ist in nur fünf Jahren zwischen 1870 und 1875 entstanden. Im Alter von fünfzehn bis neunzehn Jahren erarbeitete Rimbaud seine Dichtungen, die nicht nur der französischen Poesie ganz neue Möglichkeiten erschließen sollten, sondern die ›eine kopernikanische Wende der modernen Dichtung‹ (Werner Krauss) überhaupt einleiten.« [Karlheinz Barck]

»Arthur Rimbaud und zwei seiner Zeitgenossen – der zehn Jahre ältere Nietzsche und der anderthalb Jahre jüngere Freud – haben zur Entzauberung (oder Depossedierung) des Ichs in besonderer Weise beigetragen, indem sie in seinem Inneren selbst ein Anderes, ein Nicht-Ich kenntlich machten.« [Helmut Dahmer]

Arthur Rimbaud (1854-1891)

Das ungewöhnliche Leben und die so befremdlichen wie faszinierenden Dichtungen Arthur Rimbauds haben in den 120 Jahren, die seit seinem Tod in Marseille vergangen sind, in steigendem Maße das Interesse von Experten und Publikum auf sich gezogen. Darum sind wir heute über ihn weit besser informiert als seine Zeitgenossen und seine Wiederentdecker, die französischen Surrealisten. Seine Dichtungen entstanden in den Jahren 1869-1875, sind also das Werk eines 15- bis 21Jährigen. Von seinen Lektüre-Abenteuern abgesehen, waren in dieser Zeit der deutsch-französische Krieg, die Pariser Commune und die schwierige Vaganten-Freundschaft mit dem 10 Jahre älteren Verskünstler Paul Verlaine prägend für ihn. Er schrieb, ein Dichter müsse sich „sehend“ machen, um mehr und anderes wahrzunehmen (oder vorauszusehen) als seine Zeitgenossen und seine Visionen dann in unerhörten Bildern und Versen zum Ausdruck bringen. 1875 gab er – unter der Losung „il faut être absolument moderne“ – abrupt das Dichten auf. Die in den nächsten 15 Jahren von ihm geschriebenen Briefe und Reportagen nehmen in dem auf uns gekommenen Werk einen weitaus größeren Platz ein als seine Dichtungen. Nach Reisen, die ihn um die halbe Welt führten, verdingte er sich im jemenitischen Aden bei einer französischen Unternehmung, die mit Kolonialwaren aus Afrika handelte, und bereiste in den achtziger Jahren, geschäftliche und ethnologische Interessen verbindend, von Harrar (Äthiopien) aus noch kaum erforschte Gegenden (Ogaden). Schließlich versuchte er, sich als Waffenhändler selbständig zu machen. Stets mehr oder weniger erfolgreich, war er doch stets zutiefst unzufrieden mit seiner Situation. Nichts fürchtete er so sehr wie die Festlegung auf eine bestimmte Tätigkeit an einem bestimmten Ort. Darum war sein Leben das eines Nomaden oder eines Flüchtlings. Es scheint, dass keine seiner Unternehmungen und keines seiner Abenteuer es mit dem aufnehmen konnten, was er sich in seiner Jugend, auf den Wanderungen mit Verlaine und schreibend in der Ferme seiner Mutter im Dorf Roche, sich erträumt hatte – im „Trunkenen Schiff“, in der „Zeit in der Hölle“ und in den „Illuminationen“.

Zitat: „Zuletzt ist es am wahrscheinlichsten, dass man eher hinkommt, wo man nicht hin will, und eher tut, was man nicht möchte, und dass man ganz anders lebt und stirbt, als man jemals wollte, ohne Hoffnung auf irgendeine Art von Ausgleich.“ (Brief aus Aden an die Familie vom 15. 1. 1885)

Prof. Dr. Helmut Dahmer (Jg. 1937) studierte Soziologie und Philosophie bei Helmuth Plessner, Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas. In den Jahren 1968-1992 redigierte er die psychoanalytische Monatszeitschrift Psyche. 1984 gehörte er zum Gründungsbeirat des Hamburger Instituts für Sozialforschung. 1974-2002 lehrte er Soziologie an der Technischen Universität Darmstadt. Er ist Herausgeber einer deutschsprachigen, kommentierten Edition von Schriften Leo Trotzkis, von der bisher 7 Bände erschienen sind. Seit 2002 lebt er als freier Publizist in Wien.

Publikationen:
Libido und Gesellschaft (1973, 1982; Neuauflage 2013); Pseudonatur und Kritik (1994); Soziologie nach einem barbarischen Jahrhundert (2001); Divergenzen (2009); Die unnatürliche Wissenschaft (2012); Interventionen (2012).

05. Dezember 2012 // Kino: EL – Mein Geschlecht leuchtet im Dunkeln

01. Dezember 2012 // GOLF GTI KRYPTA (2) mit DJ DC SCHUHE & James Freud

Gran Turismo Injektion Nummer 2 -

HOUSE, HOUSE und Motoren-Geräusche!

Anders als beim ersten Mal hat wenigstens
einer der DJs einen Führerschein: James Freud
hat ihn gemacht weil er musste, nicht weil er
wollte. Nichtsdestotrotz weht in seinem Herzen
die onomatopoetische Fahne: “ACID statt ADAC!”

Kommt in die Golem-Garage!

Golem Oratorium #15 – Granulitpavillon

Granulitpavillon – Welt ohne Rock

David Lee Jr: Wymbo-Ngoma
Elmore Judd: dead man walk in a straight 9
Lupita Palomera: Vereda tropical
Brian Hyland: Schön War Die Zeit
Bob Lind: Cool Summer
Serge Gainsbourg: Melody Nelson
Gill Scott Heron: Me And The Devil.
Jonathan Richman: The Neighbours
Max Müller: Eine Welt ohne Rock
David Lee Jr: Constant Search
Jiraphand Ong Ard: Thai Boxing
Sisterlove: Give Me Your Love
Orlando Cachaito López: Tumbao No. 5 (Para Charlie Mingus)
Serge Gainsbourg Générique
Fernando Rosas Humanidad
David Lee Jr: I Want Our Love To Always Last
King Creosote_ Camels Swapped For Wives
Max Mueller: Tutu
The Sorrows: Nimm Mein Herz
Nanco: Lucky You
The Gentle Rain: Plastic Man
Frantic Elevators: Every Day I Die
Kronos Quartet: Winter Overture

Die Untüchtigen: Klaus Mann – Über die Lust und die Pflicht

Die Weggefährten und ihre Zerwürfnisse

Szenische Lesung mit Karoline Schuch und Michael Weber

Beginn einer Reihe der Untüchtigen mit Thomas Ebermann über das Spannungsreiche Verhältnis von künstlerischer Intelligenzia und organisierter Arbeiterbewegung.

Nein, die berühmte Liedzeile „Auf, auf zum Kampf, zum Kampf sind wir geboren…“, sie passt nicht auf Klaus Mann. Er hatte schon noch einige Passionen, die mit dem (politischen) Kampf nicht immer kompatibel waren.
Wie und warum er zum führenden Aktivisten des (literarischen) Widerstands gegen die Nazis wurde, schreibt er im „Wendepunkt“. Es sind also keine ihm fremden Probleme, von denen die Protagonistin in „Flucht in den Norden“, Klaus Manns erstem Roman in der Verbannung, steht.
„Warum sollte sie nach Paris, wo die Genossen sie erwarten, da doch jeder Tag in der sehr nordischen Idylle sie mit neuer Seligkeit beschenkt? (…) Die Liebende mit dem schlechten Gewissen, das Heldenmädchen mit dem Penchant für rauschhaft exzessive Sexualität, die gefiel mir“, schreibt Klaus Mann und ergänzt: „Sie entscheidet sich – für die Pflicht natürlich, (…) ohne großen Enthusiasmus, wie sich denken lässt…“.

In der Geschichte waren immer wieder Künstler in einem Konflikt: Einerseits suchten sie die Nähe zu den antifaschistischen Organisationen, den Organisationen der Arbeiterbewegung und ihren politischen Parteien; Andererseits war ihre Kunst nicht immer wohl gelitten, oder sie hatten Kritik an der jeweiligen Politik; oder sie waren einfach nicht bereit, so ganz und gar auf Linie zu sein.Wir blicken also zurück – und diese Frage ist heute keineswegs obsolet – auf Anstrengungen von Intellektuellen dem verfluchten Antikommunismus nicht nachzugeben und trotzdem ihre Ästhetische und Politische Unabhängigkeit zu bewahren.

Bei Klaus Mann weiß man, wie sehr er sich nach 1933 um eine Zusammenführung der Antifaschisten bemüht hat, und die Anstrengung um eine antifaschistische Literatur auf hohem Niveau, wie sie im Exil versucht wurde, ist ohne ihn kaum zu denken.Dennoch ward ihm nicht nur Dank zuteil, sondern er bekam dafür auch reichlich auf den Kopf.
Schwul und hedonistisch zu sein und Verbündeter des organisierten Antifaschismus ebenfalls – das war ein Spagat, der einem schon die Beine brechen konnte.

Dieses Verhältnis wollen wir in einer neuen Reihe beleuchten und später in einem Podiumsgespräch bilanzieren.

In Zusammenarbeit mit der Rosa Luxemburg Stiftung.