Die Untüchtigen: LUIZ RUFFATO – ES WAREN VIELE PFERDE

São Paulo, ein Tag im Mai 2000. Es ist leicht bewölkt, und der Morgen geht auf. Gelegenheitsarbeiter stapfen entlang der Landstraße an ihre Arbeit, spärlich beleuchtete Busse karren Menschen aus allen Himmelsrichtungen heran.

In 69 Szenen entwirft der erste Roman des brasilianischen Autors Luiz Ruffato, ein kaleidoskopisches Abbild der Megacity São Paulo mit ihrem Glamour, ihrem Elend, ihrer Verlogenheit und ihrem Schmerz.

Luiz Ruffato bewegt sich nicht als Flaneur durch die brasilianische Metropole, sondern als »Zappeur«, der sich kinematografisch in 69 drastischen Szenen durch die Stadt klickt. So gelingt es ihm, die einzelnen Stimmen wieder hörbar zu machen. Die verschiedenen Schlaglichter fügen sich zur Geschichte eines Landes, das von Gewalt und Entwurzelung gezeichnet ist. Jede der Geschichten hat eine eigene Stimme, einen eigenen Ton, eine eigene soziale Färbung. Mit fast paranoider Präzision gelingt es Luiz Ruffato, den Klang, die Gerüche, die Farben, die Angst der 22-Millionen-Stadt poetisch exakt zu erfassen und zu dem verstörenden Porträt einer zerrissenen Gesellschaft zusammenzusetzen.

Ruffato war Eröffnungsredner der diesjährigen Buchmesse und gilt als innovativster Schriftsteller der brasilianischen Gegenwartsliteratur. Die Frankfurter Rundschau schrieb zu seinem Roman »Es waren viele Pferde«: »Das ist der Wahnsinn. Der vielleicht wichtigste brasilianische Roman der letzten Jahre. Ruffato ist ein Revolutionär der brasilianischen Literatur, ein Weltliterat.«

Im Golem stellt Ruffato sein Werk zum ersten Mal in Hamburg auf einer Lesung vor.