Monatsarchiv für Juni 2014
Dienstag, 08. Juli 2014 // FAT JAZZ mit DIETER GLAWISCHNIGS HAMBURG ENSEMBLE & MIDNIGHT SPECIAL
Dieter Glawischnig Solo- und Hamburg Ensemble plus MIDNIGHT SPECIAL
DIETER GLAWISCHNIGS HAMBURG ENSEMBLE
Stephan Meinberg -tr
Gabriel Coburger – as, fl
Dieter Glawischnig – p
Sven Kerschek – b
Dirk Achim Dhonau – dr
MIDNIGHT SPECIAL
New York – Hamburg
Christof Knoche – as, bcl
Lothar Müller – git
Lars Hansen – b
Heinz Lichius – dr
Mehr unter www.fatjazz.de
Mit freundlicher Unterstützung des ELBJAZZ Festivals
Die Untüchtigen Spezial: UKRAINE – Zwischen Demokratisierung, Faschismus, Bürgerkrieg und Zerfall
Mitschnitt der Diskussion mit Jörg Kronauer (konkret) und Jörn Schulz (Jungle World) vom 13.06.2014 im Golem.
In Zusammenarbeit mit der Gruppe für den organisierten Widerspruch.
Präsentiert von Jungle World und konkret.
Der aktuelle Konflikt begann mit dem – in der bundesrepublikanischen Debatte heute weitgehend vergessenen – Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine. Hinter diesem relativ harmlos klingenden Technokratenbegriff steckte ein radikales Sparprogramm, das die verarmte Post-Sowjet-Ökonomie aus den Fängen Russlands reißen sollte. Der bis dato regierende autoritäre (Post-)Oligarch Viktor Janukowitsch wollte dieses letzte Ultimatum hinauszögern, um die gleichermaßen zu Russland und der EU bestehende ökonomische Abhängigkeit der Ukraine nicht einseitig zu Lasten Russlands (und damit der günstigen russischen Gaslieferungen) aufzulösen.
Der Rest dürfte allseits bekannt sein: Der antiwestliche Kurs von Janukowitsch brachte eine heterogene Protestbewegung auf die Straße, die allein die Ablehnung des herrschenden Regimes vereinte. Neben EU-Anhängern und Demokraten waren vor allem die Faschisten des »rechten Sektors« tonangebend bei der Zuspitzung des Konflikts. Auf dem Maidan-Platz in Kiew und andernorts tobten Straßenschlachten, in deren Verlauf etliche Menschen starben. Janukowitsch musste fliehen und spülte die Protestbewegung an die Macht. Separatistische Truppen tauchten in der Folgezeit zunächst auf der Krim und später in der Ostukraine auf. Sie setzten das staatliche Gewaltmonopol aus Kiew weitgehend außer Kraft und bereiteten eine Ablösung der Regionen aus dem ukrainischen Nationalstaat vor. Seitdem flackern in der Ostukraine immer wieder militärische Auseinandersetzungen zwischen Regierungseinheiten und Separatisten auf.
Die Rezeption der Ereignisse in der Ukraine ist in Deutschland von einer bemerkenswerten Einseitigkeit geprägt. So stellt die paramilitärische Formierung und die damit einhergehenden faschistische Parolen der Maidan-Proteste für die staatstragende deutsche Politik kein Problem dar: Im Gegensatz zu den hierzulande von der Polizei mit der ganzen Berechtigung demokratischer Staatsgewalt niedergeprügelten »linken Chaoten« (wie etwa in Hamburg am 21. Dezember 2013) erblickte die deutsche Politik in den dortigen Auseinandersetzungen ausschließlich »Freiheitskämpfer« und »Europa-Freunde« (Rebecca Harms, Bündnis90/Die Grünen). Auch die vorübergehende Regierungsbeteiligung der faschistischen Swoboda-Partei stieß auf keine nennenswerte Empörung. Wie irrlichternde Einseitigkeit anders herum funktioniert, bewies hingegen der Großteil der hiesigen antiimperialistischen Linken: die Reaktion Russlands auf die EU-Annäherung der Ukraine mit der Annektierung der Krim und Einflussnahme in der Ostukraine werte sie als »antifaschistische Aktion« gegen die »NATO-Kriegspropaganda«.
Wie ist die erneute Frontstellung des kalten Krieges – der Westen mit den USA und der EU auf der einen, Russland auf der anderen Seite – zu bewerten? Sollte linke Kritik das außenpolitische Programm des »Hauptfeinds Deutschland« und der EU in den Fokus rücken? Oder müssten die Waffen der Kritik eher gegen das geopolitische Agieren Russlands und die prorussische Querfront von Teilen der Linkspartei über die Alternative für Deutschland bis hin zur extremen Rechten gezückt werden?
Wie die Situation in der Ukraine einzuschätzen ist und wie sich eine Linke, die es ernst meint mit der »Assoziation der Freien und Gleichen«, hinsichtlich des Konflikts zu positionieren hätte, wollen wir auf einem der seltenen Gipfeltreffen mit Vertretern der beiden linken Publikumsblätter Jungle World und konkret diskutieren. Zu Gast sind der freie Journalist und konkret-Autor Jörg Kronauer, sowie dem Jungle World Redakteur Jörn Schulz.
Samtag, 05. Juli 2014 // Krypta: KIM BROWN & BELA BRANDES
Kim Brown ist mitnichten nur der Name einer Serienmutter, es handelt sich hierbei auch um ein House-Duo vornehmster Provinienz. Naheliegenderweis aus den bürgerlichen Bezeichnungen seiner Urheber zusammengesetzt – Ji-Hun Kim und Julian Braun – bietet das in Berlin ansässige Produzentenpaar auf dem Debut-Album “Somewhere Else It Is Going To Be Good” nach kompetenter Meinung „bittersüße Melancholie“, „überschaubare Komplexität“ und vor allem auch eine Herangehensweise an den Track als solchen, der ebenjenen und jeden von ihnen auch als Popstück funktionieren läßt. Sprich, kurzum: Abseits vom scheuklappigen Starren auf die Tanzfläche bewegen sich KIM BROWN stets auch immer im Dienste des Liedes – auch wenn diese Vokabel im Angesicht von Deephouse-Leidenschaft und auch des immer discoiden Ansatzes vielleicht zunächst ungewöhnlich erscheinen mag. Keinesfalls aber steht die Tanzbarkeit, das Wesentliche, die Nachtzumtagemachung in diesem Zusammenhang zur Debatte!
Mittwoch, 25. Juni 2014 // Kino: BIBLIOTHEK DES WIDERSTANDS – “Todesursache Schweigen” (2003)
Einlass ab 20.00 Uhr
Film: Todesursache Schweigen
Wagner, Frieder und Ochoa-Wagner, Elvira
BRD 2003, 45 Minuten
Der Film stammt aus Band 7, BIBLIOTHEK DES WIDERSTANDS: »…dass du zwei Tage schweigst unter der Folter! Elisabeth Käsemann – Ein deutsches Schicksal«.
Elisabeth Käsemann studierte am Otto-Suhr-Institut der FU Soziologie. Ende September 1968 ging sie für ein Praktikum nach Bolivien und entschied sich, in Lateinamerika zu bleiben. Seit 1971 lebte sie in Buenos Aires und arbeitete gemeinsam mit der britischen Theologiestudentin Diane Austin in einem Sozialprojekt in den Slums der Metropole. Ab 1974 studierte sie daneben noch Volkswirtschaft. In der Nacht vom 8. Auf den 9. März 1977 wurde Käsemann vom Militärgeheimdienst verhaftet.
Der Dokumentarfilm zeichnet den Weg einer Frau nach, die bis zur letzten Konsequenz ihrer inneren Stimme gefolgt ist – bis zu ihrem gewaltsamen Tod. Der Film dokumentiert zudem den vergeblichen Kampf von Elisabeth Käsemanns Eltern um Gerechtigkeit nach dem Tod ihrer Tochter. Und Frieder Wagners und Osvaldo Bayers Dokumentarfilm klagt an, indem er die Rolle der deutschen Bundesregierung beleuchtet, die beste Wirtschaftsbeziehungen zur argentinischen Militärjunta unterhielt und sich wohl auch deshalb nicht für das Leben von Elisabeth Käsemann und anderer deutscher Verhafteter eingesetzt hat.
Zu den vielen von der argentinischen Junta ermordeten Linken gehören auch die Deutschen Elisabeth Käsemann und Klaus Zieschank. Auf ihre Verhaftungen aufmerksam gemacht und um Hilfe gebeten, reagierte das Auswärtige Amt und Hans-Dietrich Genscher mit Abwiegeln, Lügen und Untätigkeit. Die deutsche Regierungskoalition unter Genscher und Schmidt beförderte zugleich mit hoher Energie gewaltige Rüstungsgeschäfte zwischen der BRD und Argentinien.
Diesen Film zeigen wir in Kontrast zu dem Film von Eric Friedler: Was geschah mit Elisabeth K.?, der am 5. Juni unter der Ankündigung im Spätprogramm der ARD gezeigt wurde, die Hintergründe des Mordes an Elisabeth Käsemann öffentlich zu machen. Diesem Film wirft der LAIKA-Verlag vor, dass er vieles verschweigt, um die zwangsläufige Aussage nicht treffen zu müssen, dass die Bundesregierung unter Helmut Schmidt und Hans-Dietrich Genscher der argentinischen Militärdiktatur einen Freibrief für die Ermordung von Systemoppositionellen ausgestellt hatten, einen Freibrief in dem Umfang, dass er auch den Mord an linken Deutschen und Deutschstämmigen umfasste.
Freitag, 27. Juni 2014 // Krypta: CREDIT 00, SNEAKER & NPNK
(Ratlife, Uncanny Valley)
(We Like)
Im Schlunde des Wahnsinns, den man mit klirrendem Schädel und voller Inbrunst die KRYPTA heißt, dort, kurz unter der Erdkruste, finden sich hochkompetente Gestalten aus der Stadt mit dem schwarzen Löwen in der Blasonierung. Aus ergo Dresden sind CREDIT 00, Sneaker und NPNK zu Gaste, drei gute Geister des dortigen Musik-Geschehens, tätig als DJs, Veranstalter und Unermüdliche.
Im weit, weit gefaßten Multipolyeder von House und Disco, von Funk und Synth und Afro und Kraut und so weiter verbreiten die drei Vielbeschäftigten eben das, was vielenorts fehlt und vermißt wird: Eine Vision, die ausschließlich im Dienste der Musik steht. Dies klingt zwar ein wenig von Pathos überrollt, spricht aber schnurgerade lediglich die Wahrheit an! Möge mit güldenen Knöpfen auf die Spatzen der Ignoranz geschossen werden.
Sonntag 22. Juni 2014 // DIE UNTÜCHTIGEN vs. PHASE 2 – 100 Jahre Erster Weltkrieg mit INKA SAUTER und VOLKER WEIß
»Die Hölle lag hinter uns, was konnte nach ihr uns noch erschrecken«
100 Jahre erster Weltkrieg wozu Erinnern?
Walter Benjamin erlebte den Ersten und starb während des Zweiten Weltkriegs. Angesichts der eigenen historischen Erfahrung vertrat Benjamin eine neue Auffassung von Geschichte: »Vergangenes historisch artikulieren heißt nicht, es erkennen, ›wie es denn eigentlich gewesen ist‹. Es heißt, sich einer Erinnerung zu bemächtigen, wie sie im Augenblick der Gefahr aufblitzt.« Entscheidend ist für das historische Erinnern folglich nicht der Zeitpunkt des zu vergegenwärtigen Geschichtsereignisses, sondern der Augenblick des Betrachtens. Im Gedächtnis der Deutschen heute ist der Erste Weltkrieg dem Zweiten untergeordnet. Der Zweite Weltkrieg ist mit mehr Bildern und Ereignissen Bestandteil des kollektiven Erinnerns geworden. Statt aber in diesem kollektiven Gedächtnis die Zusammenhänge zwischen beiden Ereignissen zu sehen und zu begreifen, wird der Erste Weltkrieg verklärt.
Bedarf die Gegenwart noch einer Erinnerung oder Debatte zum Ersten Weltkrieg oder hat diese Geschichte Ihre Bedeutung für die Gegenwart verloren? Inka Sauter und Volker Weiß sprechen am 22 Juni um 20 Uhr im Golem über die Bedeutung Benjamins Begriff der Erfahrung und stellen die Frage nach den folgen des Ersten Weltkrieges für den Verlauf des Jahrhunderts.
Eine Veranstaltung der Phase2, Zeitschrift gegen die Realität
Samtag, 28. Juni 2014 // Krypta: BORIS DLUGOSCH & CONSTANTIN GROLL
In der Vortäuschung vielfältiger Wahrheitsstufen liegt ja bekanntlich das Herz und auch der Zweck der Musik und der ihrer Präsentation. Auf eine nächtliche Reise über ebenjene Stufen lädt Sie nun in den virtuellen Arkaden das Duo BORIS DLUGOSCH & CONSTANTIN GROLL, das mit beträchtlichen Erfahrungswerten, ausgiebiger Hinwendung zu allem, was zwischen House und Disco liegt und der Liebe zum klassischen Gastgebertum der heutigen Nacht den Namen MIGHTY REAL verpaßt hat. Was aber nun ‚echt‘ sein wird, was nur der Einbildung geschuldet, und welche Wege der Geist dank musikalischer Wohltaten umschlingen oder beschreiten wird, wohin man sich in rhythmischer Verzückung oder schlicht in der Absenz aller Übeldinge bewegen möge: All dies entscheidet nur der Moment bzw. die Nacht. Im engeren Sinne: Eben Sie selbst!
Feurio!