Monatsarchiv für Oktober 2012
Die Untüchtigen: »Ich hatte die Zeit meines Lebens – Über den Film ‘Dirty Dancing’ und seine Bedeutung«
präsentiert vom Missy Magazine
»Nobody puts Baby in a corner.« Mit diesem Satz beginnt die berühmte Schlussszene von »Dirty Dancing«. Tänzer Johnny Castle (Patrick Swayze) tritt damit vor den Tisch, an dem seine Tanzpartnerin und Geliebte Baby (Jennifer Grey) mit ihren Eltern sitzt, und zieht sie fort ins Rampenlicht, wo sie unter dem Jubel aller den Abschlusstanz der Sommersaison 1963 in Kellermans Ferienresort tanzen. 25 Jahre später – in deren Verlauf der Film an den internationalen Kinokassen das 35-Fache seines ursprünglichen Budgets einspielen wird und sich der Soundtrack mit über 42 Millionen verkauften Exemplaren zu einem der erfolgreichsten Alben aller Zeiten entwickeln wird – ist trotzdem genau das eingetreten,was Johnny verhindern wollte: Baby is in a corner.
Obwohl von Millionen von Fans geliebt, haben Kritikerinnen und Kritiker, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Geschichte von Baby und Johnny weitgehend ignoriert. »Dirty Dancing« taucht nicht in den entscheidenden »Beste Filme aller Zeiten«-Listen auf, und außer Fan-Büchern gibt es keine Monografien, die sich dieses außergewöhnlichen Welterfolgs annehmen. Der Film wurde weder als politisches Werk breiter diskutiert, noch machten sich Kritikerinnen und Kritiker die Mühe, seine filmischen Mittel einer genaueren Analyse zu unterziehen. Der Sammelband „Ich hatte die Zeit meines Lebens“ ändert diesen Missstand. Er zeichnet die unwahrscheinliche Erfolgsgeschichte des Films nach, geht den jüdischen Spuren und den schwarzen Moves nach, verortet Babys Geschichte im Coming-of-Age-Genre und unterzieht das alles einer feministisch-kritischen Würdigung, denn Fan muss man nicht sein, um “Dirty Dancing” interessant zu finden.
Die Herausgeberin Hannah Pilarczyk sowie die AutorInnen Birgit Glombitza, David Kleingers und Christoph Twickel stellen das Buch in Wort, Ton und bewegten Bildern vor. Es darf gestaunt, getanzt und gehoben werden.
Pressestimmen :
… finanziell war “Dirty Dancing” ein riesiger Erfolg, aber in der großen Welt der großen Autorenfilme wurde er belächelt. Bis heute. [...] In neun Aufsätzen würdigen verschiedene Autoren aus dem Kulturbetrieb die politischen, feministischen, marxistischen wie psychoanalytischen Bedeutungsebenen eines der beliebtesten Liebesfilme. [...] Ein hochpolitisches, feministisches Werk also, jahrelang zu Unrecht von der Filmkritik verschmäht.
Judith Luig / Die Welt
“Drei Dinge, die ich beim Lesen von „Ich hatte die Zeit meines Lebens“ gelernt und beim Sehen des Filmes bestätigt gefunden habe: Dirty Dancing ist ein jüdischer Film. Dirty Dancing ist ein politischer Film. Dirty Dancing ist kein Film über die romantische Liebe, sondern über Sex.” [...] “Dirty Dancing, sagt Hannah Pilarczyk, „ist der einzige Frauenfilm, der seine Hauptfigur gut behandelt.“ Und das wollen Millionen von Frauen immer wieder sehen.”
Anna Sauerbrey / Der Tagesspiegel
10. November 2012 // Krypta: COMMON CAUSE mit Björnski und Simon Strotmann
BJÖRNSKI dérive
SIMON STROTMANN common cause
BJÖRNSKI steckt hinter dem heissen hamburger houselabel “dérive”. er trägt häufig anzug, mag jazz, und war früher vielleicht mal punk. heute abend spielt er aber eher house. SIMON STROTMANN steckt hinter “common cause”. er trägt häufig hemden, mag bier und war früher vielleicht mal rocker. heute abend spielt er aber eher house.
08. NOVEMBER 2012 // KLAVIERSTUNDEN mit CHRISTIAN NAUJOKS
Etüden, Inventionen, Dissonanzen und Fantasien mit Christian Naujoks.
Er schreibt dazu in einer vertraulichen Notiz:
“und du kannst ja noch tatsächlich hinzufügen, dass wir ein “entspanntes Besäufnis” veranstalten … mit musikalischer – und betont beiläufiger – Untermalung, die nicht unbedingt in ein Konzert ausarten muss … aber dennoch bin ich natürlich gerne bereit, mich bis zur Ohnmacht zu verausgaben.
also eine Simultan-Berauschung aus dem Geiste der Musik und den passenden Spirituosen … eine Präparation des besoffenen Klangraumes im GOLEM als Ganzem … die totale Gesamtmöbelierung der musikalischen Situation … bei der die Phantastereien der Gäste und die des Musikanten auf unheimliche Art zusammen-resonieren … was weiss ich, irgend so einen Schwachsinn kann man da sicherlich gut hinschreiben.
Golem Oratorium #12 – sdfkt.
sdfkt. – Late night dancin’
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Sensate Focus – y
Tevo Howard – Content (Dawn Mix)
Afrikali – Out of the jungle (Midnight Tease Mix)
Genius of Time – Tuffa Trummor Med Rost
Lee Jones – Duvel (Midland remix)
Kuba Sojka – I can’t stop
Salt City Orchestra – Attack of the crab monsters
Rivet – Sundry (Analogue Freemix)
Cajmere & Russoul – Let’s dance
Sha-Lor – I’m in love (Caught up version)
The Nathaniel X Project – Free yourself
Sei a – You can bring (Axel Boman remix)
Elbee Bad – Just don’t stop
Bicep, Ejeca – You (Steffi remix)
Sampha & SBTRKT – Evening glow
Dam Mantle – Brothers fowl
Little Louie Vega presents The Chameleon – The Missile (Louie’s anthem mix)
Tevo Howard – Autumn spell (Indian summer remix)
Xosar – Elixir of dreams
Karen Novotny X – Munich melodie
Dennis Wilson – Never learnt not to love (Cease to exist)
Lukid – USSR
11. Januar 2013 // Krypta: KALAKUTA mit Martin Moritz & Norman Müller
Der neue Club für afrikanische Tanzmusik geht in die zweite Runde.
Diesmal mit einem Special zu afrikanischem Vintagepop:
Afrobeat, Highlife, Soukous, Afrofunk und Disco. Unser Gast im Januar, Byte.FM-Moderator Norman Müller gräbt aus seiner Plattenkiste westafrikanischen Funk, Soul, Fuzzrock und Psychedelic der 60er bis 80er aus.
Djs: Martin Moritz (Sutsche/Hamburg)
und zu Gast: Norman Müller (ByteFM/Hamburg)
25. November 2012 // KUNST, SPEKTAKEL, REVOLUTION: Arthur Rimbaud. Die Niederschlagung der Commune und das Verstummen der Poesie
20:00
Dritter Teil der Reihe KUNST, SPEKTAKEL, REVOLUTION aus Weimar zu Gesellschaftskritik und Ästhetik.
Vortrag von Prof. Dr. Helmut Dahmer (Wien)
»Rimbaud war Rebell. Einer, der seine eher sanftmütige Natur gegen Erniedrigung und Depravation panzerte. Der auf Veränderung für sich und andere aus war und nach dem Geheimnis suchte, ›das Leben ändern‹. Der wußte, als er es für sich gefunden hatte, daß er damit zu einer ›ernsten Gefahr in der Gesellschaft‹ werden konnte. Sie hat ihm seine Anmaßung bis heute nicht verziehen, diese Gesellschaft der Bourgeoisie. […] Rimbaud kann indes nicht anders denn als Zeitgenosse der Pariser Commune die ein ›neuer Ausgangspunkt von welthistorischer Wichtigkeit‹ (Marx) war, gelesen werden. Der Aufstand der Pariser Communarden und ihre Niederlage sind die geschichtliche Grunderfahrung, deren Spuren das gesamte Werk auf eine nicht auf der flachen Hand liegende Weise durchziehen. Dieses Werk des frühreifen Dichters, Musterschüler seiner Klasse und brillanter Kenner der klassischen Rhetorik, ist in nur fünf Jahren zwischen 1870 und 1875 entstanden. Im Alter von fünfzehn bis neunzehn Jahren erarbeitete Rimbaud seine Dichtungen, die nicht nur der französischen Poesie ganz neue Möglichkeiten erschließen sollten, sondern die ›eine kopernikanische Wende der modernen Dichtung‹ (Werner Krauss) überhaupt einleiten.« [Karlheinz Barck]
»Arthur Rimbaud und zwei seiner Zeitgenossen – der zehn Jahre ältere Nietzsche und der anderthalb Jahre jüngere Freud – haben zur Entzauberung (oder Depossedierung) des Ichs in besonderer Weise beigetragen, indem sie in seinem Inneren selbst ein Anderes, ein Nicht-Ich kenntlich machten.« [Helmut Dahmer]
Arthur Rimbaud (1854-1891)
Das ungewöhnliche Leben und die so befremdlichen wie faszinierenden Dichtungen Arthur Rimbauds haben in den 120 Jahren, die seit seinem Tod in Marseille vergangen sind, in steigendem Maße das Interesse von Experten und Publikum auf sich gezogen. Darum sind wir heute über ihn weit besser informiert als seine Zeitgenossen und seine Wiederentdecker, die französischen Surrealisten. Seine Dichtungen entstanden in den Jahren 1869-1875, sind also das Werk eines 15- bis 21Jährigen. Von seinen Lektüre-Abenteuern abgesehen, waren in dieser Zeit der deutsch-französische Krieg, die Pariser Commune und die schwierige Vaganten-Freundschaft mit dem 10 Jahre älteren Verskünstler Paul Verlaine prägend für ihn. Er schrieb, ein Dichter müsse sich „sehend“ machen, um mehr und anderes wahrzunehmen (oder vorauszusehen) als seine Zeitgenossen und seine Visionen dann in unerhörten Bildern und Versen zum Ausdruck bringen. 1875 gab er – unter der Losung „il faut être absolument moderne“ – abrupt das Dichten auf. Die in den nächsten 15 Jahren von ihm geschriebenen Briefe und Reportagen nehmen in dem auf uns gekommenen Werk einen weitaus größeren Platz ein als seine Dichtungen. Nach Reisen, die ihn um die halbe Welt führten, verdingte er sich im jemenitischen Aden bei einer französischen Unternehmung, die mit Kolonialwaren aus Afrika handelte, und bereiste in den achtziger Jahren, geschäftliche und ethnologische Interessen verbindend, von Harrar (Äthiopien) aus noch kaum erforschte Gegenden (Ogaden). Schließlich versuchte er, sich als Waffenhändler selbständig zu machen. Stets mehr oder weniger erfolgreich, war er doch stets zutiefst unzufrieden mit seiner Situation. Nichts fürchtete er so sehr wie die Festlegung auf eine bestimmte Tätigkeit an einem bestimmten Ort. Darum war sein Leben das eines Nomaden oder eines Flüchtlings. Es scheint, dass keine seiner Unternehmungen und keines seiner Abenteuer es mit dem aufnehmen konnten, was er sich in seiner Jugend, auf den Wanderungen mit Verlaine und schreibend in der Ferme seiner Mutter im Dorf Roche, sich erträumt hatte – im „Trunkenen Schiff“, in der „Zeit in der Hölle“ und in den „Illuminationen“.
Zitat: „Zuletzt ist es am wahrscheinlichsten, dass man eher hinkommt, wo man nicht hin will, und eher tut, was man nicht möchte, und dass man ganz anders lebt und stirbt, als man jemals wollte, ohne Hoffnung auf irgendeine Art von Ausgleich.“ (Brief aus Aden an die Familie vom 15. 1. 1885)
Prof. Dr. Helmut Dahmer (Jg. 1937) studierte Soziologie und Philosophie bei Helmuth Plessner, Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas. In den Jahren 1968-1992 redigierte er die psychoanalytische Monatszeitschrift Psyche. 1984 gehörte er zum Gründungsbeirat des Hamburger Instituts für Sozialforschung. 1974-2002 lehrte er Soziologie an der Technischen Universität Darmstadt. Er ist Herausgeber einer deutschsprachigen, kommentierten Edition von Schriften Leo Trotzkis, von der bisher 7 Bände erschienen sind. Seit 2002 lebt er als freier Publizist in Wien.
Publikationen:
Libido und Gesellschaft (1973, 1982; Neuauflage 2013); Pseudonatur und Kritik (1994); Soziologie nach einem barbarischen Jahrhundert (2001); Divergenzen (2009); Die unnatürliche Wissenschaft (2012); Interventionen (2012).
03. November 2012 // Krypta: DEAR mit Botev & Nosed
Botev & Nosed (Figure~8 / Odd Fantastic, Berlin)
Elin (Dear)
Botev und Nosed sind zwei liebenswerte Herren mit Wohnsitz in Berlin und einer Vorliebe für frühen Chicago House und New York Garage. Rechnet man ihre Plattensammlung zu der von Elin, dürfte der Abend eine schillernde Reise in die Vergangenheit amerikanischer Clubkultur werden.
Golem Oratorium #11 – RVDS
Die egozentrischen Zwei – Squeaky noises
Die Partei – Allerheiligen
Steve Elliott – One more time
Jeff Phelps – On the corner
Max Goldt – Die modernen Pulver
Thad Bosley – Bos music
Holger Hiller & Thomas Fehlmann – Mit dem Autobus
Psychic TV – Los Angelos
Robert Wyatt – The age of self
Jerry Green – Finally found the love I need
Kurtis Scott – Uncrowned champion
Jamie Principle – Bad boy (Ron Hardy Mix)
Virgo Four – Sex
Deux – Game & Performance (J.Rocc Edit)
Willie Hill – Delicate rose
Fingers Inc – Mystery of love
Westwood/ Cash – Psycho for your love
The Sonarphonics – Super breaker
DJ Q – The voice of Q
The It – Donnie
Tri-Fire – Danger zone (Demo)
Holger Hiller – Herzmuskel
Der Plan – Ich bin ein Komputer
02. November 2012 // Krypta: LOVEGANG w/ RONIKA / KATHY DIAMOND / BANDELE / u.v.m.
RONIKA (live)
KATHY DIAMOND (von The KDMS)
BANDELE
LOVEGANG DJs
und weiteren Gästen.
Die Lovegang hat nach 5 jährigem Bestehen zusammen mit Kim Weisswange ein eigenes Parfum kreiert, und möchte dies gebührend am heutigen Tage feiern.
Dafür habe sie die Neo-Disco-Queen KATHY DIAMOND aus Brighton und ebenso RONIKA, für deren Umschreibung Sprache ein zu grobes und defizitäres Medium ist, einfliegen lassen.
Durch den Abend geleitet Rufus aka BANDELE, und neben den Lovegang-DJs verbirgt sich noch die eine oder andere Überraschung im laufe der Nacht…
“As with disco dolly/Benitez-era Madonna, the cutesy surface is a disguise for deep involvement in the local underground dance scene. A writer-producer as well as a singer, you could imagine her penning hits for Kylie or becoming the female Stuart Price. As with Price, there is a facility here with late-period disco, electro-funk and synth-pop.”
The Guardian