21. APRIL 2012 // Krypta: TROPENINSTITUT & Film: LEFTY – Erinnerungen an einen Toten in Brooklyn
21:30 Uhr – Film: Lefty
23:00 Uhr – Salsa, Cumbia & Tropical Bass mit Basso Profundon & DJ Harm
Basso Profundo und DJ Harm El Superfino werden den weiten, tanzbaren Bogen von den Latin Conjuntos der 60er und 70er zu zeitgenössischen Tropical Bass und Cumbia-Sounds schlagen.
Film:
Lefty.Erinnerungen an einen Toten in Brooklyn
Deutschland 1978, R: Max Rehbein, 84 Minuten)
Ein Gang-Dokumentarfilm aus den Archiven des NDR – im Mai bringt das Tropeninstitut eine echte Rarität in das kuschelige Privatkino des Golem.
Die Dokumentation erzählt die Geschichte der Auseinandersetzungen zwischen puertorikanischen Gangs im New York des Jahres 1977. Das Team folgt dem Zivilpolizisten Frank, der die Gangs kontrollieren und den Ausbruch eines offenen Krieges verhindern soll. Die Situation droht zu eskalieren, weil die “Homicides” Lefty umgebracht haben, den Anführer der “Sex Boys”. Der Ton des Off-Kommentars ist oft verächtlich: “Jeder hasst hier jeden. Es ist der Hass gegen den armseligen Dreck, gegen das einsickernde Wasser, gegen das kreischende Radio, gegen den saufenden Vater, gegen die hurende Schwester”, heißt es an einer Stelle, an einer anderen: “Es geht um die Verletzung der Ehre – eine Ehre die nicht mehr die unsere ist, so wie unsere Sittenbegriffe, unsere Einstellung zu Leben und Tod nicht mehr die ihrige ist.” Hochmut und Angst vor den gefährlichen Klassen dominiert die zweifelhafte Haltung der Filmemacher, an einer Stelle sprechen sie gar von den Jugendlichen als “Eingeborenen”. Doch was die selbstgefällig-verächtlichen Kommentare da gerade zu rücken versuchen, ist ein wildes und dichtes Dokument der Jugend- und Gangkultur im New York der Siebziger – zwischen Gang War und No Tolerance, zwischen Salsa und frühem HipHop. Während der Streifzüge der “Sex Boys” plärrt Musik von Richie Ray und Bobby Cruz durch die Straßenschluchten, im Kellerclub läuft Kraftwerks “Transeuropa Express” und wir wohnen einer afrokubanischen Santería-Messe bei. Und dann fällt auch noch der Strom aus: Am 13. Juli 1977 ereilt der tagelange “Blackout” den Big Apple – das Filmteam ist dabei.
Der Spiegel schrieb zur Erstausstrahlung am 17.5.1978: “Für eine Gage von 1000 Dollar und sechs Stahlhelme aus dem Fundus des NDR ließ sich eine New Yorker Jugendbande von einem deutschen Team filmen. Die “Warriors”-Reportage zeigt die kriminelle Gang “Sex Boys” bei Raubzügen, Straßenschlachten, Brandstiftungen und Voodoo im Puertorikaner-Ghetto von Brooklyn. Während der einmonatigen Drehzeit übernachteten die Filmer Max Rehbein und Jens-Uwe Scheffler in einem Slum-Keller und wurden zum Drogenkonsum genötigt. Rehbein: “Es war die Hölle. Nie wieder.”“
Und danach bleibt ihr zum Tanzen gleich vor Ort: Basso Profundo und DJ Harm El Superfino werden den weiten, tanzbaren Bogen von den Latin Conjuntos der 60er und 70er zu zeitgenössischen Tropical Bass und Cumbia-Sounds schlagen.